Wer in den Süden will, muss im Moment eine Menge Geduld mitbringen: Die schnellste Ausweichroute für den gesperrten Gotthard-Autotunnel ist derzeit der gleichnamige Pass. Und auch da geht es nicht immer besonders schnell vorwärts.
Von dieser Ausweichroute als langfristige Lösung ist die Urner Mitte-Ständerätin Heidi Z'graggen alles andere als überzeugt. Beispielsweise könnten Sattelschlepper den Pass nicht befahren, bemängelt Z'graggen. Deshalb hat sie einen Vorstoss in Form einer Interpellation beim Bundesrat eingereicht.
Der Ausfall auf der Gotthard Nord-Süd-Achse habe gezeigt, wie wichtig sie sei, sagt Z'graggen gegenüber SRF. Und es sei ebenfalls aufgezeigt worden, dass bei einem Ausfall des Tunnels kein ausreichender Plan B vorliege.
Sie wolle deshalb, dass der Bundesrat schnell eine erste Auslegeordnung mache, erklärt Z'graggen. «Wie will der Bundesrat die Sicherheit und Redundanz auf den Transitachsen sicherstellen?» – Also das Vorhandensein von Ausweichrouten, falls der Gotthard-Autotunnel – wie jetzt – geschlossen ist.
Dies betreffe die Kantone Tessin, Uri und Graubünden. Es gehe auch um die Frage, ob es Möglichkeiten für Dosierungen an der Grenze gebe, so Z'graggen weiter. Mit Dosierungen meint sie, dass an den Grenzen nur eine bestimmte Anzahl Autos und Lastwagen für die Durchfahrt durch die Schweiz zugelassen würde.
Deshalb braucht es eine Alternativroute, und die muss gut sein.
Weiter schlägt Z'graggen eine Verlagerung auf die Schiene vor, also Autos und Lastwagen mit dem Zug durch die Schweiz zu transportieren. Beispielsweise durch den Gotthard-Basis-Tunnel. Vorausgesetzt, dieser ist wieder in Betrieb.
San Bernardino als Ausweichroute
Der Schaffhauser Verkehrspolitiker und SVP-Nationalrat Thomas Hurter hat eine andere Idee. Er schlägt den Ausbau der A13 über den San Bernardino vor. Diese dient zurzeit, wie der Gotthard-Pass, als Ausweichroute für den gesperrten Gotthard-Tunnel.
Die Nord- und Südschweiz gehörten zusammen, meint Hurter. Es gehe um den Waren- und den Personenaustausch. «Deshalb braucht es eine Alternativroute, und die muss gut sein.» Darum müsse geprüft werden, ob die San-Bernardino-Strecke nicht besser ausgebaut werden könne. Gleichzeitig dürfe der Bau der zweiten Gotthard-Strassenröhre nicht verzögert werden.
Alternative Mobility Pricing?
Einen Ausbau der San-Bernadino-Strecke kommt bei linksgrün hingegen nicht gut an. Laut der Nationalrätin und Fraktionschefin der Grünen, Aline Trede, müssen das Mobilitätssystem der Schweiz und dessen Finanzierung grundsätzlich auf neue Beine gestellt werden.
Trede schlägt beispielsweise die Variante Mobility Pricing vor. Mobility Pricing hat zum Ziel, Verkehrsspitzen zu brechen und eine gleichmässigere Auslastung der Verkehrsinfrastrukturen zu erreichen. Dies geschieht über finanzielle Anreize. Wer zu Stosszeiten oder auf Hauptverkehrsadern fährt, zahlt mehr als jemand, der zu Randzeiten oder auf Nebenstrassen unterwegs ist.
Das, was jetzt passiere, sei eine reaktive Aktion – eine «Pflästerlipolitik», sagt Trede. «In der grössten Klimakrise der Menschheit ist es nicht angebracht, Strassen noch mehr auszubauen, als bereits entschieden wurde.»