Zwölf Jahre sind genug. Parteipräsident Christian Levrat nimmt im kommenden Frühling den Hut und übergibt die Führung der SP in neue Hände.
Während dreier Legislaturen hat ein Mann aus der Romandie die Geschicke der Partei geleitet. Der Ruf, dass jetzt eine Frau aus der Deutschschweiz das Zepter übernehmen müsse, dürfte laut werden. Umso mehr, als mit Roger Nordmann auch die Fraktion der SP von einem männlichen Vertreter aus der Westschweiz geleitet wird.
Die naheliegende Nachfolgerin gibt es nicht
Die SP kann zwar eine Auswahl von Nationalrätinnen präsentieren, die das Potenzial haben, einmal an die Spitze der Partei aufzurücken. Die Frau mit langjähriger Erfahrung unter der Bundeshauskuppel und der nötigen Ausstrahlung, um die Linkspartei aus ihrem historischen Tief herauszuführen, gibt es derzeit aber nicht.
Die Partei dürfte deshalb versucht sein, ein Co-Präsidium anzustreben: ein gemischt-geschlechtliches Team mit einem langjährigen Nationalrat und einer aufstrebenden Nationalrätin.
Bloss hat die Grüne Partei bereits gezeigt, dass ein solches Modell nicht wirklich funktioniert. Erst recht nicht, wenn die beiden Co-Präsidentinnen wie im Fall der Grünen aus unterschiedlichen Landesteilen stammen.
Mit einer Rochade zum «Dreamteam»?
Bisher nicht diskutiert worden ist ein Modell, wie man das Problem auch noch lösen könnte: Eine Frau zwar in einer Leitungsfunktion, aber nicht als Präsidentin der Partei.
Mit Fraktionspräsident Roger Nordmann hat die SP einen gewieften Politfuchs in ihren Reihen, der über 15 Jahre Erfahrung im Nationalrat verfügt. Der Waadtländer ist keinem der Parteiflügel zuzuordnen, also als Vermittler geeignet. Nordmann spricht perfekt Deutsch und hat zum Beispiel in der SRF-«Arena» auch schon bewiesen, dass er mit Eloquenz und dem ihm eigenen spitzbübischen Charme punkten kann.
Nordmann wäre als Nachfolger des abtretenden Levrat also die Idealbesetzung. Den berechtigten Anspruch der SP-Frauen auf einen Einsitz in der Parteileitung könnte die SP-Fraktion derweil einlösen, indem sie eine ihrer Kolleginnen an Stelle von Nordmann zur Fraktionspräsidentin kürt. Die Berner Nationalrätin Flavia Wasserfallen würde sich anbieten: Sie hat als Co-Leiterin des SP-Generalsekretariats bereits Führungserfahrung gesammelt und könnte diese an der Fraktionsspitze vertiefen.
Roger Nordmann und Flavia Wasserfallen - das Dreamteam der SP! Das ist vielleicht nicht grade die naheliegendste Lösung. Aber bekanntlich ist das Naheliegende nicht zwingend immer das Beste.