Auf einen Block in einem Wohnquartier von Steffisburg in der Nähe von Thun will die Swisscom eine 5G-Antenne stellen. 2018 reichte sie das Baugesuch für eine der ersten 5G-Antennen der Schweiz ein. Es hagelte aber Beschwerden. Ein Ehepaar ist nun, drei Jahre später, bis vor Bundesgericht gezogen.
Widerstand wegen Strahlung
Erstmals spricht das Ehepaar über seine Beweggründe im Kampf gegen die Antenne: «Wir könnten nicht mehr unbeschwert im Garten oder auf dem Balkon sein», sagt die pensionierte Primarlehrerin, die ihren Namen nicht öffentlich bekannt geben will. Wenn die geplante 6-Meter-Antenne auf den Wohnblock käme, würde das die Lebensqualität enorm einschränken, sagt sie. Auch die der Kinder: «Der Schulweg geht direkt an der Antenne vorbei, Kindergarten und Spielplatz sind nur etwa 130 Meter davon entfernt.»
Durch Mobilfunk können biologische Störungen in den Organismen entstehen.
Das über 70-jährige Ehepaar verlangt, dass 5G-Masten erst dann eine Bewilligung erhalten, wenn wissenschaftlich nachgewiesen ist, dass die 5G-Technologien für Gesundheit und Umwelt unbedenklich sind.
Das Bundesgerichtsurteil wird für die ganze Schweiz wegweisend sein. Bis das Urteil gefällt wird, geht sowohl beim bernischen Verwaltungsgericht wie auch bei der Baudirektion in Sachen 5G gar nichts mehr. Der Ausbau ist auf Eis gelegt.
Angst vor Krebs
Das Ehepaar sorgt sich vor allem vor negativen Auswirkungen auf den Körper. Durch Mobilfunk könnten biologische Störungen in den Organismen entstehen, sogenannter oxidativer Zellstress. Das habe ein Wissenschaftler bereits vor zwölf Jahren herausgefunden, sagt die Frau: «Wenn dieser oxidative Zellstress verstärkt auftaucht, entstehen vermehrt Störungen der Stoffwechselvorgänge und Schäden an den Zellen – also eine Vorstufe von Krebs.»
Dieser oxidative Zellstress sei bei hoher Strahlung tatsächlich nachgewiesen worden, sagt Mobilfunk-Experte Martin Röösli. Er forscht im Bereich Umwelt und Gesundheit am Schweizerischen Tropen- und Public Health-Institut in Basel. Aber: Viele Studien würden zeigen, dass dies nur eine vorübergehende Reaktion ist. «Teilweise sieht man funktionelle Änderungen, die problematisch sein könnten», sagt Röösli. «Aber man konnte nicht nachweisen, dass 5G oder andere Mobilfunkstrahlung längerfristig wirklich Krebs erzeugen, solange die Strahlung unter dem Grenzwert liegt.»
Wenn das Risiko gross wäre, hätte man es schon längstens entdeckt.
Seit Jahren streiten Strahlen-Gegner, ob und wie gefährlich Handy-Antennen sind. Dabei gibt es eine Schwierigkeit, sagt Experte Martin Röösli: «Die Wissenschaft kann nicht beweisen, dass es etwas nicht gibt.» Darum bleibe eine gewisse Restunsicherheit immer bestehen. «Aber wenn das Risiko gross und vergleichbar wäre mit Luftschadstoffen oder Lärm, dann hätte man das beim Mobilfunk schon längstens entdeckt», ist Röösli überzeugt.