Die SBB hat den Fahrplan 2025 präsentiert, der ab Dezember 2024 gilt. Wie entsteht ein solcher Fahrplan, der jährlich veröffentlicht wird? Lange im Voraus – und unter Berücksichtigung zahlreicher Player, wie Daria Martinoni, Leiterin Fahrplan bei der SBB, sagt.
SRF News: Wie entsteht ein neuer Fahrplan?
Daria Martinoni: Solch ein Fahrplan ist ein Produkt jahrelanger Planung. Der Prozess startet bis zu 20 Jahre vorher und wird dann immer detaillierter geplant.
Sie arbeiten jetzt schon am Plan 2044?
Ja, wir machen uns zumindest Gedanken, wie das Fahrplanangebot in den Vierzigerjahren dieses Jahrhunderts aussehen soll. Insbesondere, damit die richtige Infrastruktur gebaut werden kann, die notwendig ist, um den Fahrplan zu produzieren, den wir gerne in 20 Jahren hätten.
Welche Player sind daran beteiligt?
In erster Linie arbeiten die Verkehrsunternehmen daran. In der Schweiz gibt es im Güterverkehr und Personenverkehr etwa vierzig Eisenbahnunternehmen.
Ein weiterer entscheidender Player ist der Bund.
Diese formulieren ihre Fahrplanwünsche. Auch die Kantone sind involviert, sie sind von Gesetzes wegen zuständig für den Regionalverkehr. Ein weiterer entscheidender Player ist der Bund mit dem Bundesamt für Verkehr (BAV) und die Schweizerische Trassenvergabestelle (TVS). Diese vergibt die Trassen und entscheidet, wer tatsächlich fahren darf.
Wer fällt den letzten Entscheid, wenn es Unstimmigkeiten gibt?
Das entscheidet die Trassenvergabestelle, aber natürlich nicht aus dem Bauch heraus. Dafür gibt es regulatorische Vorgaben vom Bund, den sogenannten Netznutzungsplan.
Wenn es Konflikte gibt, (...) entscheidet die Trassenvergabestelle.
Dieser regelt, welche Kapazitäten für den Personenverkehr und welche für den Güterverkehr zur Verfügung stehen. Wenn es Konflikte gibt, für die wir keine Lösung finden, entscheidet das die TVS aufgrund dieser Basis.
Können die Kundinnen und Kunden mitreden?
Wir sind regelmässig mit Konsumentinnen- und Konsumenten-Organisationen in Kontakt. Zudem beginnt Ende Mai die sogenannte Fahrplananhörung. Da können alle Rückmeldung geben. Diese nehmen wir auch ernst. Nicht immer ist es jedoch möglich, bereits zum nächsten Fahrplan etwas zu ändern. Aber es ist durchaus möglich, dass aus solchen Anregungen Ideen für die Fahrpläne in zwei, drei oder fünf Jahren entstehen.
Meist wird über regionale Verbesserungen des neuen Fahrplans gesprochen. Es gibt aber auch Regionen, die darunter leiden. Wie wird entschieden, welche Region profitiert?
Das ist eine Entscheidung, die wir nicht bei SBB Infrastruktur fällen. Da sind besonders die Personenverkehrsunternehmen angesprochen.
Im dichten Schweizer Schienennetz kann das Angebot leider oft nur ausgebaut werden, wenn anderswo abgebaut wird.
Sie entscheiden aufgrund der Marktsituation und von Marktpotenzialen, wo sie eine Fahrplanverbesserung einführen wollen. Im dichten Schweizer Schienennetz kann das Angebot leider oft nur ausgebaut werden, wenn anderswo abgebaut wird. Die Vor- und Nachteile der neuen Verbindung werden dann abgewägt.
Daneben bauen wir aber auch viel. Unser Netz ist dicht genutzt. Was dicht genutzt ist, muss gut unterhalten werden. Wir haben viele Baustellen für den Erhalt, den Unterhalt und Ausbau des Netzes. Auch das hat Anpassungen im Angebot zur Folge.
Haben Sie während ihrer Arbeit im Kopf, dass ihre Entscheidungen das Leben vieler Menschen betrifft?
Ja, dessen sind wir uns bewusst. Nicht nur im Personenverkehr, auch im Güterverkehr übrigens, da möchten sie auch ein Paket schnell geliefert haben. Uns ist es ein Anliegen, die Schweiz möglichst gut zu verbinden und das Leben für möglichst viele Menschen einfach zu machen.
Das Gespräch führte Dominik Brand.