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Delta-Variante: Sind die Lockerungen zu riskant?
Aus Rendez-vous vom 28.06.2021. Bild: Keystone
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Wie gefährlich ist Delta? Was wir bisher über die Delta-Variante wissen – und was nicht

Die Delta-Variante verbreitet sich auch in Ländern mit hohen Impfquoten schnell, wie in Israel oder Grossbritannien. Wie ist das möglich? Die wichtigsten Antworten von SRF-Wissenschaftsredaktor Daniel Theis.

Wie kann es sein, dass 50 Prozent der Neuinfizierten Geimpfte sind? Man muss bedenken: In Israel sind viele Menschen schon geimpft. Und weil der Impfschutz keine 100 Prozent beträgt, sondern bei Delta zu rund 88 Prozent vor einer symptomatischen Erkrankung schützt, ist es nicht erstaunlich, dass sich unter allen Angesteckten auch geimpfte Personen befinden. Der hohe Anteil kann verschiedene Ursachen haben, zum Beispiel, dass sich geimpfte Personen allenfalls wieder mehr einem Risiko aussetzen als vorher. Es hat also nicht per se mit Delta zu tun, dass sich Geimpfte anstecken.

Reicht das Impfen gegen die Delta-Variante nicht? Die Impfung ist momentan das beste Gegenmittel, das wir gegen Corona haben. Die mRNA-Impfstoffe in der Schweiz wirken gegen die Delta-Variante mit rund 88 Prozent. Als Vergleich: Gegen die Alpha-Variante, die in der Schweiz Anfang des Jahres dominant war, bestand ein Impfschutz von rund 93 Prozent, gemäss Daten vom Pfizer/Biontech Impfstoff.

«Alpha, Beta, Gamma»: Die wichtigsten Coronavirus-Varianten

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Die WHO hat die Namensgebung der Coronavirus-Varianten angepasst. Die griechischen Buchstaben dienen der Vereinfachung und um rassistische Ressentiments zu vermeiden. SRF teilt die Meinung, dass kein Land für die Entdeckung und die Meldung von Varianten stigmatisiert werden soll und übernimmt diese Namensempfehlung.

WHO-Name

wissen-schaftlich

erstmals aufgetaucht

Alpha

B.1.1.7

Vereinigtes Königreich,
September 2020

Beta

B.1.351

Südafrika,
Mai 2020

Gamma

P.1

Brasilien,
November 2020

Delta

B.1.617.2

Indien,
Oktober 2020

Omikron

B.1.1.529

Verschiedene Länder,
November 2021

Links:

Mit Impfen alleine ist die Sache aber tatsächlich nicht erledigt, zumindest nicht für den Moment. Einerseits sind noch lange nicht alle geimpft, die das möchten oder können – andererseits beträgt der Schutz nicht 100 Prozent. Das wird immer wieder zu Ausbrüchen führen und selten werden sich auch Geimpfte anstecken.

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Aus dem Archiv: Delta-Variante: Kein Grund zur Sorge, aber zur Vorsicht
aus Echo der Zeit vom 19.06.2021. Bild: Reuters
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Wie sieht es bei den Kindern aus, ist die Delta-Variante gefährlich für sie? Man weiss noch nicht genau, wie sich die Variante bei Kindern verhält. Über die ganze Altersverteilung zeigen die Daten bis jetzt, dass Delta für mehr Hospitalisierte – nach Schätzungen rund 50 Prozent – sorgt. Aber ob die Kinder davon im gleichen Mass betroffen sind, ist noch nicht klar.

Wäre es nicht sinnvoll, so rasch wie möglich auch Kinder und Jugendliche zu impfen? Es ist wie bei allen Impfungen ein Abwägen, gerade auch bei Kindern und Jugendlichen. Bei dieser Altersgruppe gibt es nur wenig schwere Covid-19-Fälle. Das Impfen in diesem Alter hat aber zur Folge, dass das Immunsystem ziemlich stark darauf reagiert. Deshalb sind ein, zwei oder vielleicht drei Tage im Bett nach der Impfung eher die Regel als die Ausnahme.

Kind bekommt eine Covid-Impfung.
Legende: Die Diskussion, ob Jugendliche oder später vielleicht auch noch Kinder sich impfen lassen sollen, ist noch nicht zu Ende. Keystone

Können Geimpfte durch die Delta-Variante schwere Verläufe haben und gar daran sterben, wie in Grossbritannien? Das sind sehr seltene Fälle, die es auch schon mit der Alpha-Variante vorher gegeben hat. Je älter eine Person ist, desto weniger lang hält im Durchschnitt der Immunschutz. Der hört aber nicht schlagartig auf, sondern «bleicht» gewissermassen langsam aus und wird mit der Zeit schwächer. Darum gibt es auch die Diskussion um Auffrischungsimpfungen für ältere Menschen, die zurzeit noch im Gang ist.

Sind die Lockerungen in der Schweiz in Hinblick auf die Delta-Variante zu riskant? Momentan sind die Fallzahlen in der Schweiz tief. Dort, wo man die Maske fallen lassen kann, ist in der Regel ein Schutzkonzept vorhanden. Generell sollte es deshalb nicht zu Ausbrüchen kommen bei uns. Das Risiko für die Gesellschaft scheint zurzeit also vertretbar.

Riskant kann es jedoch je nach Veranstaltung für die einzelne Person ohne Immunschutz, das heisst ohne Impfung oder Genesung, werden. Zusätzlich ist es möglich, dass die ansteckende Delta-Variante den deutlichen Abwärtstrend bei den Fallzahlen stoppen könnte. Das vergrössert dann wiederum das Risiko, mit einer infizierten Person in Kontakt zu kommen.

Daniel Theis

SRF-Wissenschaftsredaktor

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Daniel Theis ist promovierter Atmosphärenchemiker und Mikrobiologe. Seine Spezialgebiete sind Energiethemen, Mobilität und technische Entwicklungen. Er arbeitet seit 2013 in der SRF-Wissenschaftsredaktion.

Rendez-vous, 28.06.2021, 12:30 Uhr ; 

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