Nach der Entgleisung eines Güterzuges im Gotthard-Basistunnel letzte Woche soll die Nord-Süd-Achse ab Mittwoch zumindest teilweise wieder in Betrieb genommen werden. Laut der SBB können dann wieder rund 90 Güterzüge durch den Gotthard fahren. Das entspricht zirka 80 Prozent der sonst während des Normalbetriebs verkehrenden Züge.
Für das Transportunternehmen Giezendanner kommt das sehr willkommen. Der Schienenverkehr sei für das Unternehmen zentral, sagt Geschäftsführer Benjamin Giezendanner: «Wir wissen, wie viel Aufwand es gibt auf der Dispositionsseite.»
Die Folgen der Sperrung seien für das Unternehmen indes bereits spürbar, so Giezendanner. «Selbstverständlich sehen wir, wie viele Transporte wir nicht annehmen können, was dann am Schluss zu einem finanziellen Verlust führen wird.»
Ware sammelt sich bei den Kunden
Viel zu tun hat auch Disponent Samir Burnic bei der Transportfirma Schöni in Rothrist. Sie ist spezialisiert auf den Warenverkehr mit Italien. Vor allem Ware mit Gefahrengut, die herumsteht, mache Probleme, sagt Burnic. «Das sammelt sich jetzt einfach bei den Kunden.»
Man versuche aktuell, diese Ware über die Strasse zu liefern. Doch dies bedinge, dass einige Kunden ihr Gewicht reduzieren müssten. Zudem seien die Chauffeure überlastet, da sie gerade jetzt nach den Sommerferien mehr Ware transportieren müssten. «Es gibt Tage, an denen die Chauffeure vier bis sieben Stunden im Stau stehen», sagt Burnic.
Preisdruck durch Konkurrenz aus Osteuropa
Der Bahntransport sei sowieso schon länger nicht mehr konkurrenzfähig, sagt Schöni-Geschäftsführer Daniel Schöni. Als Grund nennt er die osteuropäische Konkurrenz, die wesentlich billiger sei. «Insofern müssen wir uns diesem Diktat stellen und entsprechende Anpassungen vornehmen.» Daher sei man «wieder stark zurück auf die Strasse gegangen».
Der Gotthard-Basistunnel öffnet kommende Woche zwar teilweise seine Tore. Doch die Reparaturen werden noch Monate dauern. Laut Angaben der SBB dürften erst 2024 wieder beide Röhren befahrbar sein.