Die Fassade der Reitschule leuchtet grün, auf dem Vorplatz stehen zahlreiche Menschen, Alte und Junge, Medienleute und Schaulustige. Das Leben ist zurückgekehrt. Vorbei die Zeiten, in denen die Reitschule und die grosse Halle für Gäste zu waren.
Rückblick: Am 7. Januar 2025 gab die Reitschule in Bern bekannt, dass sie ihre Tore für zwei Wochen schliesse. Ihren Entscheid begründete sie mit der eskalierenden Gewalt um das und im alternativen Kulturzentrum. Wie Schweiz aktuell von SRF bekannt machte, wurde Ende Dezember einem jungen Mann ein Finger abgeschnitten. Es soll sich um einen Streit unter Drogendealern aus Nordafrika gehandelt haben.
Die Reitschule könne kein Freiraum sein, wenn dazu keine Sorge getragen werde «und sich solch gewaltvolle Strukturen auf der Schützenmatte und dem Vorplatz etablieren», so die Mediengruppe. Berns neue Stadtpräsidentin Marieke Kruit (SP) reagierte auf die temporäre Schliessung mit der Ankündigung eines runden Tischs: «Wir müssen alle Akteurinnen und Akteure zusammenbringen und gemeinsam nach Lösungen suchen», sagte sie gegenüber Radio SRF.
Mehr Farbe, mehr Sitzgelegenheiten
Heute Mittwoch, am Tag der Wiedereröffnung, ist noch immer nicht klar, ob es zu einem runden Tisch kommt. «Wir sind mit der Stadt Bern im Austausch, aber wir äussern uns nicht über die Medien dazu», sagen Michel und Lou von der Mediengruppe zu SRF kurz vor der Wiedereröffnung.
Dank der zweiwöchigen Pause hätten sie Zeit für Reflexion gehabt. «Wir konnten uns aus einer Ohnmacht befreien und mit neuer Energie weitermachen», sagt Lou, die wie Michel nur ihren Vornamen preisgibt.
Wir wollen die Bedürfnisse der Gäste wieder mehr wahrnehmen.
Künftig soll der Austausch intern wie extern – etwa mit anderen Kulturorten – gefördert werden. Und: «Wir wollen die Bedürfnisse der Gäste wieder mehr wahrnehmen und den Platz dadurch sicherer machen», sagt Lou.
Sicherheit schaffen will die Reitschule unter anderem mit mehr Farbe und Sitzgelegenheiten auf dem Vorplatz. «Die Belebung eines Platzes trägt zu einem angenehmeren Klima bei», sagt Michel und nennt als Beispiel das No-Borders-No-Nations-Festival mit fast 10'000 Besucherinnen und Besuchern. «Dort hat es keine Gewaltvorfälle gegeben.» Er räumt ein, dass auch die Stadt Bern in der Vergangenheit versucht habe, den Platz zu beleben. «Aber es brauche zusätzliche Lösungen und Massnahmen», sagt Michel. «Wir sind im Gespräch mit der Stadt.»
Gegen repressive Arbeit
Auch unter den Kollektiven innerhalb der Reitschule werden Gespräche geführt. «Wir glauben, dass speziell die diversen Interessen zu einem energiegeladenen Prozess führen», sagt Lou und fügt an: «Im Grundsatz sind wir uns einig, das wurde in den letzten zwei Wochen wieder einmal deutlich.»
Was die Zusammenarbeit mit der Polizei anbelangt, da gaben sich Lou und Michel verhalten: «Wir setzten nach wie vor auf soziale Unterstützung und weniger auf repressive Arbeit.» Es sei schwierig zu sagen, wie eine Zusammenarbeit mit der Polizei in Zukunft aussehen könnte. Gewiss sei: In Notfallsituationen pflege man einen konstruktiven und pragmatischen Umgang.