«Am Ende sollte es wieder ein guter, gesunder Boden sein.» Das ist das Ziel von Benjamin Zenhäusern, dem sogenannten Wiesendoktor aus dem Wallis. Er wird nach schweren Unwettern geholt. Wenn Steine, Schlamm und Schutt Landwirtschaftsland verwüstet haben.
So, wie das Ende Juni in Saas-Grund VS geschehen ist. Der Triftbach ging mitten im Dorf über die Ufer. Massen an Geröll und Schutt verschütteten die Dorfstrasse. Meterhoch. Ein Mann ist dabei ums Leben gekommen.
Boden soll wieder in ursprünglichen Zustand zurück
Bagger, Militär und Zivilschutz standen wochenlang im Einsatz, um all das wegzuräumen. Und Anfang Herbst dann auch der Wiesendoktor.
«Wenn ich an einen Ort komme, muss ich immer zuerst beurteilen: Wie war der Boden vorher? Wie viel Schutt, Geröll und Schlamm hat es noch? Muss ich das zuerst wegbringen oder kann ich es direkt in den Boden mischen?»
So ist unsere Bürokratie. Es geht langsam voran, aber die Natur wartet nicht.
Im Fall von Saas-Grund ist Benjamin Zenhäusern einen Monat nach den Unwettern gerufen worden. Danach verging nochmals ein Monat, bis alle Genehmigungen da waren und das Geld für die Arbeiten gesprochen war: «So ist unsere Bürokratie. Es geht langsam voran, aber die Natur wartet nicht.»
Denn je mehr Zeit zwischen Unwetter und seiner Arbeit vergehe, je mehr Zeit fehle dann im Herbst. Denn das frisch gesäte Gras sollte noch vor dem Winter wachsen können.
Anfang September ist es dann so weit. Benjamin Zenhäusern fährt mit seinem 300 PS starken Spezialtraktor vor. Bald merkt er, dass es mehr grobe Steine hat als angenommen. Deshalb muss er zuerst mit der Steinfräse an die Arbeit, um die grossen Steine zu brechen. Diese gräbt er dann mit der Umkehrfräse bis zu einem Meter tief in die Erde.
Kleine und verwinkelte Parzellen
«Das geht nur ganz langsam vorwärts und braucht unglaublich viel Leistung», sagt Benjamin Zenhäusern. Erschwerend kommt dazu, dass die Parzellen in Saas-Grund teilweise klein und verwinkelt sind. Das bedeutet, dass er seinen grossen Spezialtraktor zentimetergenau an Hauswänden und Zäunen entlang lenken muss.
Sind Schutt und Steine weg oder im Boden versenkt, kommt die Sämaschine zum Einsatz. Der Samen wird 1.5 Zentimeter tief in die Erde gelegt, danach mit Gummirollen angedrückt. Zenhäusern sagt im Nachhinein: «Im Frühling müssen wir alles nochmals säen, wir waren einfach zu spät.»
Ich bin ein Maschinennarr.
Solche Arbeiten nach schweren Unglücken seien aber nur ein kleiner Teil seiner Arbeit mit dem Spezialtraktor, sagt der 41-jährige Landwirt. Hauptsächlich saniere er damit Forst- und Alpstrassen und mache Winterdienst. Damit hat sich der gelernte Polymechaniker ein zweites Standbein neben der Landwirtschaft aufgebaut: «Ich bin ein Maschinennarr.»