Für Wildhüter wird die Überwachung der Wildtiere in der Schweiz wegen des starken Populationswachstums immer schwieriger. Ihre Methoden sind veraltet und reichen nicht mehr aus, um ein umfängliches Monitoring zu gewährleisten.
Eine Lösung könnte das Smart Mic des Unternehmens Synature sein. Vier Studierende haben an der Eidgenössischen Technischen Hochschule in Lausanne (EPFL) ein Gerät entwickelt, das mit künstlicher Intelligenz das Heulen von Wölfen auf 500 Meter genau orten kann.
Das Gerät läuft nachts und zeichnet alle Geräusche in der Umgebung auf. Per Mobilfunknetz sendet das Smart Mic die Daten an einen Server. Danach unterscheidet die künstliche Intelligenz zwischen Wolfsheulern und anderen Geräuschen. Audiodaten ohne Wolfsheuler werden nach der Auswertung gelöscht.
Wie funktioniert die künstliche Intelligenz?
Die Audiodaten werden in Bilder umgewandelt und dann von der künstlichen Intelligenz ausgewertet. Noah Schmid, technischer Leiter von Synature, erklärt, wie die KI funktioniert: «In einem ersten Schritt wird sie auf einem grossen Datenset eingesetzt und lernt dort, wie man Wolfsheuler von Nicht-Wolfsheulern unterscheidet. Danach wird sie auf die gesammelten Daten angewendet.»
Für die KI ist es einfacher, Bilder auszuwerten als Audiodaten – Unterschiede sind besser zu erkennen. Zum Beispiel hat die KI Probleme, die Audios von Fluglärm und Wolfsheulern auseinanderzuhalten.
Das Gerät steigert die Effizienz der Wildhüter
Marco Banzer, Wildhüter im Kanton Glarus, sieht in dem Gerät die Lösung: «Alle anderen Methoden sind aufwändig: Zum Beispiel das Besendern eines Wolfs oder das Eingrenzen mit fast 100 Fotofallen – das ist schwierig.» Das Gerät bringe eine enorme Zeitersparnis. Und man könne damit ein viel grösseres Gebiet abdecken als mit Fotofallen, sagt Banzer.
Im Vergleich zu den anderen Monitoring-Methoden ist das Smart Mic sicher die preisgünstigste Variante
Die Produktion des Prototyps kostete 450 Franken. Die Kosten sollen durch einige Verbesserungen sowie die Umstellung auf die industrielle Produktion sinken. Wie viel das Gerät nachher kosten wird, ist unklar. «Was wir aber schon jetzt sagen können, ist, dass es im Vergleich zu den anderen Monitoring-Methoden sicher die preisgünstigste ist», sagt Jungunternehmer Olivier Stähli.
Monitoring über die Schweizer Grenze hinaus
Im Frühling hat das Team sein Smart Mic in Südafrika für Elefanten getestet – laut Stähli mit Erfolg. Im November geht es nach Indien. Dort wird überprüft, ob die Technologie auch für den Tiger, den Leopard und den Wildhund eingesetzt werden kann.