Schokolade, Süssgetränke, Desserts, Fertig-Salatsaucen. Zucker ist in unseren Speisen fast allgegenwärtig, manchmal ohne, dass wir es realisieren. Die Folge: Wir konsumieren zu viel Zucker. Bereits haben Grossbritannien, Frankreich, Mexiko und andere Länder Zuckersteuern eingeführt, etwa auf Süssgetränke.
Schweizer sind gegen eine Zuckersteuer
Eine Umfrage in der Schweiz zeigt jetzt, dass hierzulande die Bevölkerung eine Zuckersteuer ablehnt. Eine Verteuerung des Zuckers würde ihre Ernährungsgewohnheiten nicht ändern, sagt ein Grossteil der Befragten. Die meisten lehnten deshalb eine Zuckersteuer ab, sagt Cloé Jans vom Forschungsinstitut Gfs Bern, das die Umfrage durchgeführt hat.
Auch seien die Befragten davon überzeugt, dass auf dem Markt genügend zuckerfreie Produkte angeboten würden. Man könne sich problemlos mit solchen versorgen, wenn man denn wolle. Deshalb habe eine Zuckersteuer im Volk derzeit keine Chance.
Bund setzt auf Freiwilligkeit – vorerst
Auch das Bundesamt für Ernährungssicherheit und Veterinärwesen (BLV) ist gegen eine neue Steuer. Es setzt – zumindest vorläufig – auf freiwillige Massnahmen der Lebensmittelbranche.
So haben 14 Unternehmen der Lebensmittelbranche die so genannte Erklärung von Mailand unterzeichnet. Darin verpflichten sie sich, den Anteil des zugesetzten Zuckers in Joghurts und Frühstücksflocken schrittweise zu reduzieren.
Sukzessive weniger Zucker im Joghurt
Dieser Weg sei bislang erfolgreich, sagt Liliane Bruggmann. Sie leitet beim BLV den Fachbereich Ernährung. So sei der Anteil des zugefügten Zuckers in den beiden Produkten innert eines Jahres bis Herbst 2017 um drei bis fünf Prozent reduziert worden.
Dabei gehe es um jenen Zucker, der zum Süssen zugefügt werde – zusätzlich zum Milchzucker oder dem Fruchtzucker der z.B. in einem Fruchtjoghurt schon vorhanden ist, erklärt Bruggmann. «Diesen Zucker gilt es schrittweise zu reduzieren.»
Wenn man den Konsumenten Probemuster gibt, dann sind jene Muster am beliebtesten, die viel Zucker enthalten.
Das sei nicht immer einfach gewesen, sagt Niklaus Iten vom Müeslihersteller Biofamilia. So habe seine Firma den Zuckeranteil in den letzten zwei Jahren über alle Produkte gesehen durchschnittlich um 13 Prozent reduzieren können. Doch nicht immer akzeptierten die Konsumenten weniger süsse Müesliprodukte.
Zwar würden viele Konsumenten sagen, dass man gerne Produkte mit möglichst wenig Zucker möchte. «Wenn man ihnen aber Muster zum Probieren gibt, sind jene Muster am beliebtesten, die viel Zucker enthalten.»
Die Konsumenten umerziehen
Das Zucker-Dilemma versuche man zu lösen, indem man die Konsumenten und Konsumentinnen schrittweise an weniger süsse Müesli zu gewöhnen versuche, so Iten. Deshalb werde der Zuckergehalt über die Jahre Schritt für Schritt reduziert.
Die freiwilligen Massnahmen der Müesli- und Joghurthersteller laufen noch bis Ende Jahr. Dann will das BLV erneut Bilanz ziehen. Ziel sei es, den Zuckeranteil danach in weiteren Produkten, wie etwa Fertig-Salatsaucen, zu verringern, heisst es. Sollten die Bemühungen nicht genug bringen, würde allerdings eine Zuckersteuer auch in der Schweiz zum Thema.