Die Maskenpflicht im öffentlichen Verkehr und in Gesundheitseinrichtungen fällt ab Freitag weg. Zudem müssen sich infizierte Personen nicht mehr in Isolation begeben. Das hat der Bundesrat entschieden. Was das für die Bevölkerung bedeutet, erklärt SRF-Wissenschaftsredaktorin Katrin Zöfel im Interview.
SRF News: Ab dem 1. April fallen alle Massnahmen weg. Können Sie die Entscheide des Bundesrates nachvollziehen? Ist diese Taktik sinnvoll?
Katrin Zöfel: Die Immunität in der Schweizer Bevölkerung ist jetzt so hoch, dass auch sehr hohe Infektionszahlen keinen Kollaps mehr in den Spitälern auslösen oder eine unvertretbar hohe Sterberaten hervorbringen. Gleichzeitig nimmt man aktuell eine relativ hohe Krankheitslast sozusagen im «privaten Rahmen» in Kauf und einige Risiken, die noch nicht gut abzuschätzen sind: sehr viele Infektionen bei ungeimpften Kindern und für die gesamte Bevölkerung das Risiko Long Covid.
Was zeigen denn die neusten Studien zum Risiko Long Covid?
Es ist klar, dass Long Covid seltener vorkommt, wenn Menschen schon eine vorbestehende Immunität haben. Das Risiko für Long Covid sinkt dadurch aber nicht auf null, sondern – das wäre jetzt eine grobe Abschätzung – auf ein Prozent unter allen Infizierten. Studien, die abschätzen, wie lange Erkrankte Symptome haben, laufen noch, belastbare Resultate dazu gibt es erst wenige.
In engen Räumen mit vielen Personen kann es bei hohen Infektionsraten wie jetzt für vulnerable Personen schwierig werden.
Was bedeutet der heutige Entscheid der Regierung für vulnerablen Personen? Bisher wurden sie im öffentlichen Verkehr durch die Maskenpflicht noch geschützt. Diese fällt nun weg.
Vulnerable Personen müssen sich weiter schützen – mit FFP2-Masken, durch Abstand und durch Vorsicht. In engen Räumen mit vielen Personen, also eben zum Beispiel im öffentlichen Verkehr, kann es bei hohen Infektionsraten wie jetzt aber schwierig für sie werden. Sie wären besser geschützt, wenn weiter alle Maske tragen würden.
Auch wenn die Schweiz von der besonderen in die normale Lage wechselt – die Pandemie ist noch nicht vorbei.
Die Immunität der Menschen wird wieder nachlassen – und es können immer auch noch neue Varianten kommen. Das heisst, es braucht weiterhin eine Überwachung. Aufgegleist ist, dass weiterhin die Virusmenge im Abwasser überwacht wird, ausserdem gibt es weiterhin eine genomische Varianten-Überwachung. Auch soll das Sentinella-System, das bisher der Grippe-Überwachung dient, nun auch für Corona genutzt werden. Und es wird erfasst, ob sich der Anteil der Geimpften unter den Spitaleinweisungen wieder erhöht. Das wäre ein starker Hinweis auf eine nachlassende Immunität. Ob das Aufgegleiste reicht, wird sich zeigen.
Das Gespräch führte Tobias Bossard.