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Wissenschaft trifft Politik Wie kriegt man das Thema Wasser auf die politische Agenda?

Der Klimawandel setzt dem Wasser zu. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler pochen auf die Dringlichkeit des Themas.

Die Schweiz gilt gemeinhin als Wasserschloss Europas. Das Problem: Durch den Klimawandel verändert sich nicht nur hierzulande die Qualität des Wassers, sondern auch die Verfügbarkeit. Und trotz genügend Ressourcen und ausreichend Infrastruktur wird das Problem auch in der Schweiz grösser.

Diese Woche fand im Schloss Reichenau bei Tamins GR – bezeichnenderweise wo Hinter- und Vorderrhein zusammenfliessen – der Blue Summit statt. Eine Veranstaltung, wo sich Wissenschafterinnen und Wissenschafter mit der Politik treffen, um das Thema Wasser zu diskutieren, um Fakten und mögliche Lösungen darzulegen. Der Leitsatz: «Auch das Wasserschloss Schweiz braucht neue Lösungen.»

Klimawandel ist der grösste Gegner

Was die Wissenschaft beschäftigt: Das Thema Wasser ist selten auf der politischen Agenda. In der Schweiz sei die Weitsicht verloren gegangen, sagt Max Maurer von der Eawag, dem Wasserforschungsinstitut der ETH: «Wir haben 50 Jahre gebraucht, um unsere Wasserinfrastruktur aufzubauen. Das heisst: Wenn wir in Zukunft Tragfähiges wollen, müssen wir jetzt anfangen, dies einzubauen.»

Mann steht am Rednerpult, daneben Präsentation
Legende: ETH-Forscher Max Maurer am Blue Summit im Schloss Reichenau in Tamins GR. Thomas Streiff

Der grösste Gegner des Wassers? Der Klimawandel. Trockene Sommer, Überschwemmungen und höhere Wassertemperaturen in Flüssen und Seen führen schon jetzt zu Problemen. Laut den Forschenden des Blue Summit haben die Veränderungen «signifikante Konsequenzen unter anderem für die Infrastruktur, die Umwelt-, Landwirtschafts-, Finanz- und Aussenpolitik».

ETH-Forscher Max Maurer sagt, viele hätten das Gefühl, das sei noch weit weg, in 50 Jahren. «Aber es ist nicht weit weg. Es ist ein sehr langsamer Prozess. Es kann einmal einen kühlen Sommer geben, aber im Durchschnitt sehen wir, dass die Sommer heisser werden, dass heisse Sommer häufiger werden.» Die Dringlichkeit werde grösser und grösser.

Mann zeigt mit Hand auf Präsentation
Legende: FDP-Nationalrat Christian Wasserfallen sagt, das Thema Wasser und Wassermanagement komme in der Politik sehr oft zu kurz. Thomas Streiff

Um das Thema auf das politische Parkett zu bringen, waren am Blue Summit im Schloss Reichenau auch national bekannte Politikerinnen und Politiker vor Ort. Zum Beispiel die Grünen-Nationalrätin Aline Trede oder FDP-Nationalrat Christian Wasserfallen, der sagt: «Es ist der einzige Anlass schweizweit zum Thema Wasser und Wassermanagement. Das Thema kommt ehrlich gesagt sehr oft zu kurz.»

Dies sieht auch der Bündner Mitte-Nationalrat Martin Candinas so. Als Parlamentarier kümmere man sich nicht oft darum: «Wir haben so viele verschiedene Themen und sind in Kommissionen. Ich finde es spannend, dass wir diesen Blick kriegen und auch früh sensibilisiert werden. Das Thema Wasser fliegt heute schon etwas unter dem Radar.»

Die Frage ist, ob diese Vorstösse auch mehrheitsfähig sind.
Autor: Martin Candinas Nationalrat Mitte/GR

Am Blue Summit hörten sich die Politikerinnen und Politiker an, welche Probleme die Forschung im Umgang mit dem Wasser sieht. Daraufhin gab es Gruppen, um Lösungen zu finden. Das Ziel: konkrete Vorstösse zum Thema Wasser. Heraus kamen acht politische Empfehlungen. Dabei geht es beispielsweise um die Finanzierung von Wasserprojekten, um Beratungsstellen für Gemeinden oder um die Schweizer Unterstützung ausländischer Projekte.

Ob es diese Forderungen nach Bern ins Bundeshaus schaffen, ist unklar. Nationalrat Martin Candinas sagt, dies sei zwar realistisch, aber: «Die Frage ist, ob diese Vorstösse auch mehrheitsfähig sind. Und sind es Vorstösse, die uns einen Schritt weiter bringen?» Fragen, die nur das Bundesparlament beantworten kann.

Regionaljournal Graubünden, 13.2.2025, 17:30 Uhr ; 

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