- Bundesrätin Simonetta Sommaruga will ab nächstem Jahr auf das beratende Organ für Fragen der Klimaveränderung – kurz OcCC – verzichten.
- Das Departement für Umwelt erneuert das entsprechende Mandat nicht. Es läuft Ende Jahr aus.
- Stattdessen suche man eine neue Form, um entsprechende Expertise einzubringen, so das Departement.
«Ich habe das mit Erstaunen zur Kenntnis genommen», sagt OcCC-Mitglied Thomas Stocker. Er ist ein international anerkannter Klimaforscher und hatte eine Leitungsfunktion im Weltklimarat inne. «Es ist wichtig, dass die Wissenschaft einen direkten Draht zur Regierung hat und auch beratend wirken kann», sagt er.
Die extremen Ereignisse in diesem Jahr unterstreichen aus seiner Sicht die Notwendigkeit eines solchen Beratergremiums. Bereits in den vergangenen Jahrzehnten habe der Klimabeirat in seinen Berichten etwa vor Starkniederschlägen gewarnt oder über die Auswirkung der Klimaerhitzung auf die Schweiz berichtet. «Das sind wichtige Informationen für Entscheidungsträger», argumentiert Stocker.
Neue Ansätze der Unterstützung
Warum Bundesrätin Sommaruga das Mandat des Klimabeirats nun auslaufen lässt, tönt ihr Departement schriftlich nur an. Man verzichte auf eine WTO-Ausschreibung und «das Department klärt stattdessen neue Formen, wie die Klimaforschung wirkungsvoll unterstützt werden kann, damit sie neue Ansätze für die politische Diskussion entwickeln kann.»
Es braucht einen breiteren Ansatz.
Jürg Pfister von der Akademie der Naturwissenschaften sieht den Entscheid als Chance: «Es braucht einen breiteren Ansatz.» Ein neues wissenschaftliches Gremium soll sich nicht nur um den Klimawandel kümmern, sondern sich umfassender um Nachhaltigkeit kümmern. Themen wie zum Beispiel Verstädterung und Raumentwicklung seien zentral für eine nachhaltige Entwicklung, erklärt Pfister.
Gesamtbundesrat unterstellt
Zudem sollte laut Pfister ein neuer Beirat direkt dem gesamten Bundesrat rapportieren – ähnlich wie die Corona-Taskforce. «Wir sehen in der Pandemie, was ein wissenschaftliches Gremium zu leisten vermag, wenn es über einen expliziten, offiziellen Kanal zur hohen Politik verfügt», sagt er. Mit dieser Erfahrung sei es ein guter Moment, den Klimabeirat neu zu denken.
Den Klimabeirat so neu zu denken, fände auch Klimaforscher Stocker gut. Mit einem direkten Mandat des Gesamtbundesrates liessen sich etwa alle Departement ansprechen, findet er. «Ich lasse mich überraschen.» Bis Ende Jahr steht das OcCC noch im Dienste des Umweltdepartements von Bundesrätin Sommaruga.