Die sogenannte Wolfsinitiative wurde im Frühling 2023 im Kanton Bern eingereicht. Die Initianten wollen dem Kanton mit einem Verfassungsartikel mehr Autonomie geben, um den Bestand der Grossraubtiere zu regeln. Insbesondere den Bestand der Wölfe.
Im Gegensatz zur Regierung, die keinen Gegenvorschlag wollte, präsentiert nun die bernische Finanzkommission einen Gegenvorschlag: Anstatt Wölfe abzuschiessen, soll als Alternative eine Sterilisation geprüft werden.
«Mit unserem Vorschlag kommen wir den Initianten entgegen», sagt Christine Bühler (Die Mitte), Mitglied der bernischen Finanzkommission. Eine Sterilisation sei ein kurzer, unproblematischer Eingriff, der das soziale Gefüge des Rudels intakt lasse.
Eine Sterilisation ist ein kurzer, unproblematischer Eingriff.
Die Sterilisation sei eine präventive Massnahme: «Wir wollen nicht in das gleiche Fahrwasser kommen wie die Kantone Graubünden oder das Wallis, die mit grossem Aufwand die Rudel regulieren müssen», so Christine Bühler von der Finanzkommission.
Die Massnahme könne erfolgreich sein, weil weniger Jungtiere geboren würden und so der Bestand ohne Abschüsse besser reguliert werden könnte, so die Mehrheit der Kommission.
Die Sterilisation ist unerprobt, aufwändig, teuer und wird nicht funktionieren.
Kritik kommt postwendend: Mit der Sterilisation könnten keine Nutztierrisse verhindert werden, schreiben die Organisationen WWF, Pro Natura, Bird Life und Gruppe Wolf Schweiz in einer gemeinsamen Mitteilung vom Dienstag.
«Dieser Vorschlag ist ein Wolf im Schafspelz», sagt David Gerke von der Gruppe Wolf Schweiz. Er suggeriere eine einfache, harmlose Lösung für den Konflikt mit dem Wolf. Aber: «Die Sterilisation ist unerprobt, aufwändig, teuer und wird nicht funktionieren.»
Wildlebende Wölfe seien in Europa noch nie sterilisiert worden, so Gerke. Einzig in Kanada liefen Pilotprojekte mit Sterilisationen. Aber die Topografie sei in Nordamerika eine ganz andere als jene in den Berggebieten der Schweiz.
Schweiz ist nicht Kanada
«Die Gebiete in Kanada sind grosse, menschenleere, offene Landschaften, in denen man Wölfe aus dem Helikopter heraus lokalisieren und betäuben kann.» In der Schweiz mit den steilen Bergwäldern könne man die Wölfe fast nicht finden, so Gerke.
Die Naturschutzorganisationen fordern die Finanzkommission auf, den Gegenvorschlag zurückzuziehen. Die Initiative sei auch per Gegenvorschlag «nicht verbesserungsfähig».