Das Z-Symbol an der Tracht einer Teilnehmerin des Trachtenumzuges anlässlich des Eidgenössischen Schwing- und Älplerfestes ESAF in Pratteln hat Folgen für den betroffenen Verein «Russkij Basel»: Er darf möglicherweise keine Kinder mehr unterrichten. In Basel führt der Verein an den Schulen nämlich die sogenannten HSK-Kurse (Heimatliche Sprache und Kultur) durch. Kinder aus Russland, die in Basel leben, lernen dort Russisch und bekommen auch kulturelle Informationen.
Das «Z» ist ein Symbol zur Unterstützung des russischen Präsidenten Wladimir Putin, respektive dessen Krieg gegen die Ukraine. Dass der Verein womöglich Kriegspropaganda in der Schweiz betreibt, kommt beim Basler Erziehungsdepartement nicht gut an.
Neben dem «Z» an der Tracht, habe man auch problematische Äusserungen auf Onlineplattformen gesehen, so der Sprecher des Basler Erziehungsdepartements, Simon Thiriet: «Es gibt Postings, die wir nicht akzeptieren.» Der Kanton kläre nun ab, ob diese öffentlichen Aussagen von Mitgliedern des Vereins oder nur aus deren Umfeld stammen. «Wir fordern vom Verein eine Distanzierung, damit wir weiter mit ihm zusammenarbeiten können», sagt Thiriet. Das Treffen finde noch diese Woche statt. Bisher ist noch nie einem Verein die Bewilligung entzogen worden.
«Russkij Basel» hatte zwar kurz nach dem Trachtenumzug öffentlich zu Protokoll gegeben, das «Z» an der Tracht habe mit dem Namen der Trägerin zu tun und sei nicht als Kriegspropaganda zu werten. Recherchen von SRF Investigativ zeichnen allerdings das Bild eines kremlnahen Vereins, dessen Mitglieder sich mehrfach öffentlich hinter Putin und dessen Krieg gegen die Ukraine stellten. Einzelne Vereinsmitglieder seien gar vom Kreml ausgezeichnet worden.
Um die HSK-Kurse sind bereits vor dem «Z»-Eklat rund um das ESAF Diskussionen entstanden. Bisher im Fokus waren vor allem Kurse, wo Türkisch gelernt wird und in einigen Kantonen befürchtet worden war, dass in den Kursen nicht nur die türkische Sprache gelernt, sondern auch türkische Staatspropaganda vermittelt werde. Die Lehrpersonen, die in den HSK-Kursen Türkisch unterrichten, werden direkt vom türkischen Staat respektive der Botschaft angestellt und bezahlt. Die Kurse sind gratis. In vielen andern Sprachen müssen die Eltern bezahlen und nicht überall sind die Botschaften der betreffenden Länder involviert.
Ein viel kritisiertes türkisch-nationalistisches Theaterstück türkischsprachiger Kinder, die 2018 eine Kriegsschlacht darstellten, kamen allerdings nicht direkt von den HSK-Kursen, wie zuerst kolportiert wurde, sondern von einzelnen Müttern. Trotzdem bestätigt auch Thiriet, dass «der Konflikt zwischen Kurden und Türken» immer mal wieder Thema sei und man «ein Auge auf diesen Unterricht werfe.»
Wir werfen ein Auge auf den Türkisch-Unterricht.
Mit den verschiedenen Teams der HSK-Kurse werde zudem alle vier Jahre eine neue Vereinbarung ausgehandelt und es gebe zwischendurch Besuche im Unterricht, so Thiriet. Von einer flächendeckenden Kontrolle könne man da allerdings nicht reden, denn alleine in Basel gebe es HSK-Unterricht in etwa 40 Sprachen.