Die Mühlen der Demokratie mahlen bekanntlich langsam. Bei manchen Geschäften scheint sich der politische Prozess sogar in Zeitlupe abzuspielen: Bundesrat und vorberatende Kommissionen erarbeiten Vorlagen, das Parlament berät und berät, bis es nach jahrelangen Kammerspielen heisst: Nichteintreten.
So geschehen am Montag: Gleich dreimal empfahl die Kommission den Räten, das parlamentarische Stoppschild aufzustellen. Zwei der Vorlagen drehten seit Jahren ihre Schlaufen durchs Bundeshaus. In den Räten entfaltete sich eine Grundsatzdebatte ums Nichteintreten.
1. Einführung von Sammelklagen
Eine Vorlage betraf eine Änderung in der Zivilprozessordnung. Vor elf Jahren hatte das Parlament den Bundesrat damit beauftragt, eine gesetzliche Grundlage zum kollektiven Rechtsschutz zu schaffen.
SP-Nationalrätin Nadine Masshardt konnte es nicht fassen, dass das Geschäft nach etlichen Zusatzschlaufen und Verzögerungen vom Tisch gefegt werden sollte. Das sei «Arbeitsverweigerung», sagte sie, ein «Tiefpunkt parlamentaire», doppelte Grünen-Nationalrätin Sophie Michaud Gigon nach.
Mitte-Nationalrat Philipp Matthias Bregy wollte davon nichts wissen: «Wir haben diese Vorlage an fünf Sitzungen diskutiert. Wir haben Zusatzabklärungen verlangt. Jetzt sind wir klar der Meinung: Diese Vorlage lässt sich nicht verbessern.» Der Rat trat nicht mehr auf die Vorlage ein.
2. Investitionsprüfgesetz alias «Lex China»
Ebenfalls vom Tisch sollte die sogenannte «Lex China». Es geht dabei um die Frage, ob Übernahmen von Schweizer Unternehmen durch ausländische Investoren strenger kontrolliert werden sollen. Der Bundesrat erarbeitete einen Gesetzesentwurf, den letzten Herbst noch eine deutliche Mehrheit im Nationalrat befürwortete. Doch die zuständige Ständeratskommission wollte nicht mehr.
Mitte-Ständerat Beat Rieder plädierte dafür, doch endlich ein Gesetz zu machen, bevor der «Super-GAU» eintrete und mit Notrecht auf eine «volkswirtschaftliche Katastrophe» gehandelt werden müsse. Rats- und Parteikollege Peter Hegglin blies ins selbe Horn, «damit wenigstens darüber diskutiert werden kann».
Ständerat und FDP-Präsident Thierry Burkart entgegnete, in der Abwägung zwischen sicherheits- und wirtschaftspolitischen Interessen würden die Nachteile dominieren, welche die Einführung einer Investitionsprüfung zur Folge hätte. Doch Rieders Argumente schienen mehr zu überzeugen: Die Vorlage geht zurück an die Kommission.
3. Diskriminierung beim Familiennachzug
Anders erging es einer Vorlage, die die sogenannte «Inländerdiskriminierung» beim Familiennachzug aus Drittstaaten beseitigen wollte. Nachdem der Nationalrat noch im Juni 2024 einem entsprechenden Änderungsantrag zugestimmt hatte, versenkte er am Montag definitiv eine Anpassung im Ausländergesetz.
Die hauchdünne Mehrheit der zuständigen Kommission warnte vor einer unkontrollierten Einwanderung, sollte die Motion angenommen werden. Das «Risiko einer Mengenausweitung» sei hoch, sagte FDP-Nationalrat Peter Schilliger. «Gemessen an der Grössenordnung der Migration ist es eine vernachlässigbare Zahl von Personen», entgegnete der Aargauer Grünliberale Beat Flach.
Flach bat das Plenum, die «Frucht des Konsenses», wie es die Grüne Ratskollegin Delphine Klopfenstein Broggini formulierte, nicht abzuschiessen – vergeblich. Die Vorlage ist definitiv vom Tisch.