Der Touring Club Schweiz (TCS), der Informationsdienst für den öffentlichen Verkehr (Litra), der Schweizerische Gewerbeverband (SGV) und der Schweizerische Feuerwehrverband (SFV) machen gegen eine allgemeine Einführung von Tempo 30 innerorts mobil.
Tempo 30 innerorts, wie es etwa die Städte Winterthur und Zürich planen, bremse den öffentlichen Verkehr aus, argumentieren die Verbände.
Bei Blaulichtorganisationen könnten tiefere Tempolimiten laut den Verbänden zu längeren Einsatzzeiten führen, weil sich Angehörige der Milizfeuerwehren, die mit ihrem Privatfahrzeug einrücken, an die Geschwindigkeitslimiten halten müssen.
Am richtigen Ort hätten tiefere Tempolimiten durchaus ihre Berechtigung, sagte TCS-Zentralpräsident Peter Goetschi an einer Medienkonferenz in Bern. Goetschi verlangt aber ein «differenziertes Geschwindigkeitsregime».
Man kann nicht von der Autobahn auf eine Quartierstrasse einbiegen.
Auf verkehrsorientierten Strassen müsse weiterhin Tempo 50 gelten. Nur so könne die Funktionalität des Strassennetzes als Ganzes gewährleistet werden. «Man kann nicht von der Autobahn auf eine Quartierstrasse einbiegen.»
Verkehrsbetriebe Zürich rechnen mit Mehrkosten
Litra-Präsident und Mitte-Nationalrat Martin Candinas aus Graubünden argumentierte, der öffentliche Verkehr könnte an Attraktivität verlieren, wenn Busse weniger schnell unterwegs seien. Um das heutige Angebot aufrechtzuerhalten, müssten Verkehrsbetriebe folglich mehr Fahrzeuge und Personal einsetzen.
Tiefere Tempolimiten werden unweigerlich zu längeren Lieferzeiten für lokale Geschäfte und zu Staus führen.
Candinas verwies auf Berechnungen der Verkehrsbetriebe Zürich, die bei einer generellen Einführung von Tempo 30 mit jährlichen Mehrkosten in Höhe von 20 Millionen Franken ausgehe.
Verkehrsforscher widerspricht TCS
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Mit einem differenzierten Geschwindigkeitsregime könne man den Verkehr steuern, sagt der TCS. Und zwar so, dass der Transitverkehr auf Tempo-50-Strassen unterwegs ist und nicht durch die Wohngebiete fährt. Aus der Verkehrsforschung gibt es allerdings Widerspruch. «Das haben wir untersucht, in unserer Forschungsarbeit über Tempo 30 auf Hauptverkehrsstrassen – und haben das nirgends feststellen können», sagt Ruedi Häfliger, Dozent für Verkehrswesen an der Zürcher Hochschule für angewandte Wissenschaften.
«Schon heute hat man dort, wo der Schleichverkehr durch Quartierstrassen rollt, Massnahmen dagegen getroffen und der Verkehr bleibt auf der Hauptstrasse – auch wenn dort Tempo 30 herrscht.» Schleichverkehr ergebe sich vor allem zu Verkehrsspitzenzeiten, erklärt Häfliger. Und schon heute fahre in den betreffenden Ortschaften eigentlich gar niemand schneller als 30, weil die Strassen voll seien.
Zudem zeige das Beispiel Köniz, dass der Verkehr mit Tempo 30 sogar schneller fliessen könne: «Dort konnte man die Fahrzeit von zweieinhalb auf zwei Minuten reduzieren – dank Tempo 30. Man hat die Lichtsignalanlagen abgebaut, weil man auf Fussgängerstreifen verzichten konnte und so einen besseren Verkehrsfluss erreicht hat, ohne Stop-and-Go.»
Tiefere Geschwindigkeitslimiten würden sich auch auf die Transporte auswirken, meinte SGV-Präsident und Nationalrat (Mitte/TI) Fabio Regazzi. «Das wird unweigerlich zu längeren Lieferzeiten für lokale Geschäfte und zu Staus führen.»
Lärmliga pocht weiterhin auf Tempo 30
Für die Lärmliga ist die vom TCS vorgenommen Unterscheidung in siedlungsorientierte und verkehrsorientierte Strassen «völlig verfehlt», schreibt sie in einer Mitteilung. «Innerorts ist jede Strasse siedlungsorientiert.»
Nur einen Teil der Bevölkerung vor gesundheitsschädlichem Lärm zu schützen, sei keine Option. Tempo 30 sei ein effektives Mittel zur Verminderung der Lärmbelastung». Eine flächendeckende Einführung würde den Verkehr nicht verlangsamen, sondern verflüssigen und sicher machen.
Umfrage: Generell Tempo 30 innerorts fällt durch
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Gemäss einer Umfrage des Instituts Link, die der Touring Club Schweiz in Auftrag gegeben hat, lehnen 68 Prozent der Schweizerinnen und Schweizer eine generelle Einführung von Tempo 30 innerorts ab. Die Umfrage vom Dezember habe dabei keinen grossen Unterschied zwischen Stadt (68 Prozent) und Land (71 Prozent) ergeben.
Die Bevölkerung befürwortet gemäss Umfrage die vom TCS vorgeschlagene Lösung: Fast Dreiviertel möchten Tempo 30 nur auf siedlungsorientierten Strassen, etwa in Wohnquartieren. Das heutige System mit einer generellen Geschwindigkeitsbegrenzung von 50 km/h innerorts werde von 84 Prozent der Befragten unterstützt. Die Variante Tempo 30 nachts, wie dies etwa Lausanne eingeführt hat, findet keine Mehrheit.
Fast 60 Prozent wollen mehr Tempo-30-Zonen
Auf die Frage, ob es derzeit genügend Tempo-30-Zonen in städtischen Gebieten gebe, antworteten allerdings 59 Prozent der Befragten, dass dem nicht so sei. Vor allem Frauen (64 Prozent) und Landbewohner (66 Prozent) würden gerne mehr davon sehen. Weniger überzeugt sind die 30- bis 44-Jährigen (52 Prozent).
In seiner Medienmitteilung erinnerte der TCS ferner daran, dass sich das Schweizer Stimmvolk im März 2001 mit 79.7 Prozent gegen eine generelle Einführung von Tempo 30 innerorts ausgesprochen habe.
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