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Zinsentscheid EZB: Der Leitzins liegt neu bei 3.25 Prozent

  • Die EZB reagiert auf die nachlassende Inflationsgefahr mit der bereits dritten Leitzins-Senkung seit dem Sommer.
  • Sie beschloss am Donnerstag auf einer auswärtigen Ratssitzung in Slowenien, den am Finanzmarkt massgeblichen Einlagensatz um einen Viertelpunkt auf 3,25 Prozent nach unten zu setzen.
  • Zu diesem Zins können Finanzinstitute bei der Zentralbank Geld parken.

Der Hauptrefinanzierungssatz, zu dem sich Banken Geld leihen können, wurde im selben Umfang gekappt – auf das neue Niveau von 3,40 Prozent. Die Währungshüter hatten im Juni die Zinswende eingeleitet und im September nachgelegt.

«EZB-Zinssenkung bringt die Konsumenten dazu, mehr auszugeben»

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«Indem die Europäische Zentralbank die Zinsen abermals senkt, wird es billiger, sich Geld auszuleihen in Euroland. Firmen kommen so einfacher an Kredite für Investitionen. Und weil es umgekehrt auf dem Konto weniger Zinsen gibt, bringt die EZB-Zinssenkung die Konsumentinnen und Konsumenten dazu, mehr auszugeben für Einkäufe und grössere Anschaffungen, statt ihr Geld aufs Sparkonto zu legen. Fragt sich, warum die EZB nun schon zum dritten Mal in einem Jahr die Zinsen senkt.

Die Antwort lautet: Weil es pressiert. Die Wirtschaft in der Eurozone dümpelt seit geraumer Zeit müde vor sich hin. Deutschland, die grösste Volkswirtschaft Europas, schrumpft sogar. Das heisst: Die EZB muss sich deshalb beeilen.

Wartet sie zu lange mit ihren Zinssenkungen, droht die Wirtschaft einzubrechen. Steigende Arbeitslosigkeit wäre eine Folge. Und manche Kritiker sagen: Die EZB habe es verpasst, rechtzeitig das Steuer herumzureissen. Sie sei zu lange darauf fixiert gewesen, die Teuerung mit hohen Zinsen zu bekämpfen. Zu spät habe sie umgeschwenkt auf Zinslockerungen, obschon die Teuerung zurückgegangen war und heute unter Kontrolle ist.

Diesen Vorwurf muss sich die Schweizerische Nationalbank nicht gefallen lassen. Sie ging im März dieses Jahres mutig voran und begann, die Zinsen zu senken. Im September bereits machte sie ihren dritten Schritt nach unten. Nun tut es die EZB gewissermassen der SNB gleich.»

Kurzeinschätzung von SRF-Wirtschaftsredaktor Jan Baumann

Nur fünf Wochen danach senkten sie nun den Preis des Geldes erneut: Ob das Zinsstakkato im Dezember weiter geht, wovon viele Experten ausgehen, liess die Europäische Zentralbank (EZB) offen. Sie lege sich nicht vorab auf einen Zinspfad fest, heisst es dazu im Begleittext zur geldpolitischen Entscheidung des EZB-Rats. Spielraum für die erneute geldpolitische Lockerung bietet die deutlich abgeflaute Inflation: Die Teuerung im Euroraum ist im September auf 1,7 Prozent gesunken, wie das EU-Statistikamt Eurostat nur wenige Stunden vor dem Zinsentscheid mitteilte.

Europäische Zentralbank-Gebäude mit einem Schild im Vordergrund.
Legende: Keystone/ Boris Roessler)

Damit liegt die Teuerungsrate unter dem Zielwert der EZB von zwei Prozent, nachdem sie im August noch bei 2,2 Prozent gelegen hatte. Inflationsraten von mehr als zehn Prozent wie im Herbst 2022 gehören damit der Vergangenheit an.

Warnung vor zu schnellen Lockerungen

Die EZB hatte im Juni die Zinswende eingeleitet und erstmals seit der Inflationswelle die Leitzinsen gesenkt. Zuvor hatte die Notenbank zehnmal in Folge die Zinsen nach oben geschraubt, um die nach dem russischen Angriff auf die Ukraine hochgeschossene Teuerung in den Griff zu bekommen. Ihren Höchststand hatte die Inflation in der Eurozone im Oktober 2022 bei mehr als zehn Prozent erreicht.

Jedoch hält sich die von Ökonomen viel beachtete Kerninflation ohne schwankungsanfällige Preise für Energie und Nahrungsmittel zäh: Sie sank im August nur um 0.1 Prozentpunkte auf 2.8 Prozent. Die deutsche Bundesbank etwa warnt vor einer allzu schnellen Lockerung der EZB-Geldpolitik. «Noch sind wir nicht am Ziel», mahnte Präsident Joachim Nagel kürzlich.

SRF 4 News, 17.10.2024, 14:30 Uhr ; 

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