Monatelang konnte der Zirkus Knie wegen der Corona-Pandemie nicht auftreten. Seit anfangs September sind die Artisten nun in einer verkürzten Tournee unterwegs – und gastieren drei Wochen lang auf dem Zürcher Sechseläutenplatz, einer der wichtigsten Spielstätten. Patron Fredy Knie ist dankbar, dass die Mini-Tournee zumindest gewisse Einnahmen generiert. Denn die Reserven seien irgendwann aufgebraucht, so der 74-Jährige.
SRF News: Derzeit baut Ihr Team auf dem Zürcher Sechseläutenplatz das Zelt auf. Wie ist Ihnen dabei zumute?
Fredy Knie junior: Jeder Aufbau fühlt sich für mich toll an. Aber in Zürich ist es für uns vor allem in diesem Corona-Jahr sehr besonders. Normalerweise gastieren wir im Mai hier, wenn die Sonne scheint und schönes Wetter herrscht – nun ist es Herbst und kalt draussen. Doch das Zelt ist gut geheizt und es ist toll, spielen zu können.
Der Zirkus Knie konnte gut fünf Monate lang gar nicht auftreten. Wie stark hat Sie das bewegt?
Es war natürlich schrecklich. Ich gehöre zur Risikogruppe und mein Enkel Ivan hat mir verboten, in den Betrieb zu kommen. Tatsächlich bin ich in den ersten zwei Monaten zu Hause geblieben. Nur die Trainings von Ivan in der Reitbahn habe ich durch eine Glasscheibe hindurch mitverfolgt und ihm so Anweisungen gegeben.
Plötzlich sitzt du zu Hause, hast irgendwann alle Bücher gelesen und alle Kochrezepte ausprobiert.
Natürlich war der Lockdown nicht lustig: Wir sind normalerweise immer aktiv und unternehmen ständig etwas. Und plötzlich sitzt du zu Hause, hast irgendwann alle Bücher gelesen und alle Kochrezepte ausprobiert. So erging es natürlich allen. Aber es war eine schwierige Zeit.
Der Zirkus Knie hat keinen Überbrückungskredit vom Bund, dafür Kurzarbeit für die Mitarbeiter beantragt. Welche wirtschaftlichen Folgen hat die Corona-Pandemie für den Zirkus Knie?
Letztes Jahr hatten wir die beste Saison in unserer Geschichte. Dieses Jahr erleben wir die schlechteste Saison. Der Zirkus Knie hat zwar Reserven, doch diese werden irgendwann aufgebraucht sein.
Lohnt sich eine verkürzte Tournee für den Zirkus überhaupt? Wie geht es finanziell auf, dass der Zirkus bei gleichem Aufwand weniger Spielorte besucht und weniger Eintritte verzeichnet?
Dieses Jahr rentiert wohl nichts. Aber wir setzen mit unseren Auftritten auch ein Zeichen, dass das Leben weitergehen muss. Die Behörden und die Bevölkerung schätzen es, dass wir weitermachen. Zwar besteht ein finanzielles Loch. Doch durch die Auftritte generieren wir zumindest gewisse Einnahmen und verhindern, dass das finanzielle Loch noch grösser wird.
Der Zirkus hat zusätzliche Lüftungsventilatoren ins Zelt gebaut, weniger Zuschauer dürfen in die Manege, es herrscht eine Maskenpflicht. Kann so ein «echtes» Zirkus-Erlebnis entstehen?
Es ist erstaunlich, wie stark und anders das Programm in diesem Jahr ist. Meine Tochter hat etwas Wahnsinniges auf die Beine gestellt. Zuschauer sagen nach der Vorstellung, es sei Zirkus in anderen Dimensionen. Die Maske hätten sie schon nach fünf Minuten vergessen. Während der Vorstellungen gab es mehrere Standing-Ovations. Vielleicht ist das Erlebnis noch euphorischer als in einem gewöhnlichen Jahr.
Zuschauer sagen, es sei Zirkus in anderen Dimensionen.
Bezüglich Schutzkonzept haben wir den Zirkus in vier Sektoren aufgeteilt. In jedem Sektor gibt es Toiletten und auch um den Zirkus herum gibt es mehr Platz. Deshalb haben wir den fahrenden Zoo auch nicht mitgenommen. Nur die Tiere, die auftreten, sind vor Ort. Dies haben wir gerne so organisiert, um losziehen zu können.
Das Gespräch führte Peter Schürmann.