Darum geht es: Zu viel Zucker gilt als ungesund. Kinder sollen deshalb weniger Zucker essen und Süssgetränke konsumieren. Das fordert eine Allianz von verschiedenen Gesundheitsorganisationen. Dabei soll nach Willen der Allianz eine staatliche Steuer auf Getränke mit Zucker oder Süssstoffen mithelfen. Bislang setzen Bundesrat und Politik allerdings auf freiwillige Massnahmen der Hersteller, damit weniger Zucker in die Getränke kommt. Für die Ernährungsforscherin Isabelle Rieckh von der Berner Fachhochschule ist klar: Eine Zuckersteuer ist höchstens eine von mehreren nötigen Massnahmen, um das Zuckerproblem in den Griff zu bekommen.
Breite Diskussion: «Ernährung und damit der Zucker ist nur ein Teil eines sehr multifaktoriellen Geschehens, das zu Übergewicht führen kann», betont Rieckh. Auch die Aktivität oder der Bewegungsmangel von Kindern oder Jugendlichen sowie die psychische Gesundheit hätten einen grossen Einfluss auf Gesundheit und allenfalls krankhaftes Übergewicht. Immerhin aber könnte eine Zuckersteuer – und vor allem die breite Diskussion um das Thema – zu einer Sensibilisierung in der Zuckerfrage führen: «Das kann ein erster Schritt sein, aber man muss das Ganze differenzierter anschauen», so Rieckh.
Zucker als Genussmittel: «Zu viel Zucker birgt gewisse gesundheitliche Risiken – nicht nur für Kinder», betont Rieckh. Zucker sollte ein Genussmittel sein und damit durchaus Platz haben in der Gesellschaft und im persönlichen Leben. Aber wie bei allen Genussmitteln sollte der Konsum von Zucker gezielt und in bestimmten Situationen genossen werden – und nicht ständig, im Übermass und gedankenlos. «Es geht um die Frage, wie viel», sagt die Ernährungswissenschaftlerin. Entsprechend wichtig wäre in ihren Augen das Vermitteln von Wissen über die Ernährung und eine gezieltere Ernährungserziehung.
Zu viel Zucker birgt gewisse gesundheitliche Risiken – nicht nur für Kinder.
Kinder erziehen: «Eine sehr wichtige Rolle nehmen die Eltern und die Erziehungspersonen ein», sagt Rieckh. Die Kinder bräuchten Vorbilder, auch, was das Essen angehe. Wenn die Eltern dem gemeinsamen und bewussten Essen am Tisch viel Gewicht geben und auf eine ausgewogene Ernährung schauen, gebe das dem Kind viel mit auf den Weg. «Ein Kind, das nicht in einem solchen Umfeld aufwächst, hat es viel schwieriger – es lernt nicht, was wichtig ist und warum eine ausgewogene Ernährung sinnvoll ist», so Rieckh. Deshalb wäre für sie wichtig, nicht bloss auf den Faktor Zucker abzuzielen, sondern sich vermehrt grundsätzlich mit der Ernährung, aber auch mit anderen wichtigen Gesundheitsfaktoren wie dem Bewegungsverhalten in einer digitalen Welt, auseinanderzusetzen.