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Zürcher Fluglärm-Index Zürcher Fluglärm belästigt zunehmend Anwohner in der Nacht

  • 53'173 Anwohnerinnen und Anwohner sind 2023 vom Zürcher Fluglärm betroffen gewesen – knapp 6200 mehr als der Richtwert erlauben würde.
  • Grund sind unter anderem die deutlich häufigeren Nachtflüge, die wegen Verspätungen durchgeführt wurden.
  • Die Zahl der Flüge nach 23 Uhr überschritt das Vor-Corona-Niveau erstmals wieder.

Die Erwartungen des Kantons Zürich an die Lärmbegrenzung sind somit im Berichtsjahr nicht erfüllt worden, wie aus dem Flughafenbericht hervorgeht. In Zürich gilt eine Nachtflugsperre von 23:30 bis 6 Uhr. Die Zeit von 23 Uhr bis 23:30 Uhr ist jedoch ausschliesslich für verspätete Starts und Landungen vorgesehen. Ab 23:30 Uhr braucht es eine Ausnahmebewilligung.

Erhöhung der Nachtzuschläge

Auch wenn die Flughafenpartner zur Verbesserung der Pünktlichkeit Massnahmen eingeleitet hätten, brauche es weitere, um eine langfristige Verbesserung zu erreichen, heisst es im Bericht weiter. Dies bekräftigte Volks­wirtschafts­direktorin Carmen Walker Späh (FDP) vor den Medien.

Flugzeug von Swiss International Air Lines startet vom Flughafen.
Legende: Trotz eingeleiteter Massnahmen: Die Lärmbelastung rund um den Flughafen Zürich hat zugenommen. istock

Zu diesen Massnahmen zählten beispielsweise die Verlängerung der Pisten 28 und 32, die vom Volk gutgeheissen wurde. Oder eine Erhöhung der Tagesrand- und Nachtzuschläge. Dies könne Anreiz schaffen, Flüge so zu planen, dass Verspätungen und die damit verbundene Lärmbelastung nach 23 Uhr verringert würden.

Der Kanton rechne fest damit, dass so die Zahl der Verspätungen zurückgehe. In den 30 Minuten, in denen ein bewilligungsfreier Verspätungsabbau erlaubt ist, wurden im vergangenen Jahr 3181 Flugbewegungen von Grossflugzeugen gezählt – 49 Prozent mehr als im Vorjahr. Nach 23:30 Uhr wurde insgesamt 300 Flügen eine Einzelbewilligung erteilt – 47 Prozent mehr als im Vorjahr. Das Amt für Mobilität musste dem Bundesamt für Zivilluftfahrt (Bazl) zudem fünf Flüge als mögliche Verstösse gegen die Nachtflugordnung melden.

Man will wieder reisen.
Autor: Carmen Walker Späh Volks­wirtschafts­direktorin des Kantons Zürich (FDP)

Dieser Anstieg sei insbesondere auf die anhaltende Erholung von der Pandemie sowie Probleme in der Luftfahrtindustrie beim Wiederhochfahren der Infrastruktur zurückzuführen, heisst es im Bericht. «Man will wieder reisen», sagte Walker Späh dazu.

Insgesamt wurden 2023 am Flughafen Zürich 28.9 Millionen Passagiere gezählt, womit etwas mehr als 90 Prozent des Vor-Corona-Niveaus erreicht wurde.

Luftverkehr während der Nacht «explodiert förmlich»

Box aufklappen Box zuklappen

Die Fluglärmorganisationen reagierten kritisch auf die jüngsten Zahlen. Der Lärm werde in die «sensible Nacht» verschoben, kritisierte der Schutzverband der Bevölkerung um den Flughafen Zürich. Der Luftverkehr während der Nacht explodiere förmlich.

Die Lebensqualität der Flughafenbevölkerung nehme dadurch weiter ab. Es sei Pflicht des Kantons, darauf hinzuwirken, dass der Richtwert nicht überschritten werde. Die Bevölkerungsorganisation Fair Air verurteilte die Grenzwertüberschreitung ebenfalls. Sie forderte, dass der Kanton von seinem Veto-Recht Gebrauch mache und Schutzmassnahmen für die Bevölkerung einleite.

Das Komitee Weltoffenes Zürich hingegen kritisiert den ZFI als ein «untaugliches Messinstrument». Es führe zu falschen Diagnosen. Die Region prosperiere, pulsiere, entwickle sich dynamisch – und der Fiebermesser ZFI stelle Krankheitssymptome fest. Das bürgerliche Komitee forderte, «nicht am gesunden Patienten» herumdoktern, sondern «das defekte Messinstrument» in die Werkstatt geben. Ins selbe Horn stiess die kantonale FDP in einer Medienmitteilung. Sie forderte ebenfalls eine Anpassung des ZFI.

Von den 53'173 betroffenen Anwohnerinnen und Anwohner waren im vergangenen Jahr 30'165 Personen am Tag stark belästigt (+13 Prozent). Die Zahl der in der Nacht stark gestörten Personen belief sich auf 23'008. Das sind 37 Prozent mehr als im Vorjahr.

Der Zürcher Fluglärm-Index (ZFI) war als Richtwert geschaffen worden, um die Höchstzahl der beeinträchtigten Personen festzulegen. Als Maximalgrenze wurden 47'000 Personen gesetzt. Wird dieser Richtwert überschritten, müssen Massnahmen getroffen werden.

SRF 4 News, 05.12.24, 12:30 Uhr ; 

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