Auf die Sekunde 57 Minuten dauerte es dieses Jahr, bis der Kopf des diesjährigen Bööggs explodierte – noch nie dauerte es länger. Die Legende besagt: Explodiert der Kopf des Bööggs früh, gibt es einen heissen Sommer – lässt er sich Zeit, bleibt es in den Sommermonaten mild.
Müssen wir uns also jetzt auf einen rekordmässig schlechten Sommer vorbereiten? Die Daten der Vergangenheit sagen: nein. Die Brenndauer des Bööggs und die Durchschnitts-Temperaturen der Monate Juni, Juli und August seit 1965 zeigen: Es gibt keinen Zusammenhang zwischen den beiden Zahlen.
Es gab zwar Jahre, in denen die Böögg-Prognosen richtig lagen: 2003 explodierte der Kopf des Bööggs bereits nach 5 Minuten und 42 Sekunden und die Schweiz erlebte darauf hin einen Jahrhundert-Hitzesommer. Noch nie seit Messbeginn war der Sommer heisser.
Blickt man jedoch auf die letzten Jahre, so sehen wir, dass der Böögg mit seiner Vorhersage meistens daneben lag. Der Sommer 2022 war der zweitwärmste seit Beginn Messbeginn 1864, mit durchschnittlichen Tagesmitteln knapp über 20° C. Jedoch brannte der Böögg im letzten Frühling fast 38 Minuten. Nur fünf Mal brauchte er länger.
Auch falsch lag der Bögg im Jahr 2016: Ganze 43 Minuten und 34 Sekunden brannte der Böögg – darauf folgte aber nicht etwa ein kalter, sondern ein leicht überdurchschnittlich warmer Sommer. Das Tagesmittel lag im Durchschnitt bei knapp 18 ºC.
Es erstaunt ja nicht, dass der Böögg nicht als Wetterfrosch taugt. Vielmehr beeinflussen das Wetter und die Niederschläge in den Tagen vor dem Sechseläuten die Brenndauer des Bööggs. Ebenso wie der Aufbau des Scheiterhaufens.
Was aus den Daten auch hervorgeht: Der Sommer wird wohl weniger durch den Zürcher Böögg als durch den globalen Klimawandel beeinflusst. Gerade in den letzten 30 Jahren sind die Temperaturen in der Schweiz besonders stark angestiegen.