Der Krypto-Coup liegt knapp zehn Jahre zurück: 2016 gab die Stadt Zug bekannt, als erster Kanton Bitcoins als Zahlungsmittel zuzulassen. Nun folgt der nächste Streich: Als erste Stadt der Schweiz hat Zug jetzt auch ein öffentliches Metaverse.
Meta was? Metaverse ist eine virtuelle Parallelwelt. Jede und jeder kann sich in dieses digitale Universum begeben.
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Bild 1 von 5. Im Zuger Metaverse finden sich neue Gebäulichkeiten, die entlang des Seebeckens situiert sind. Bildquelle: zvg/Stadt Zug.
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Bild 2 von 5. Darin bietet die Stadt Zug unter anderem ein Auditorium für hybride Veranstaltungen an. Bildquelle: zvg/Stadt Zug.
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Bild 3 von 5. Auch ein Sitzungszimmer hat die Stadt geschaffen, das sich – wie alle Räume im Zuger Metaverse – kostenlos mieten lässt. Bildquelle: zvg/Stadt Zug.
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Bild 4 von 5. Auf spielerische Art und Weise lassen sich die verschiedenen Räume erkunden – entweder mit einer Virtual-Reality-Brille oder über den Browser. Bildquelle: zvg/Stadt Zug.
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Bild 5 von 5. Angedacht ist, dass auch Ausstellungen im Zuger Metaverse stattfinden könnten und dass die städtische Kunstsammlung digital für alle zugänglich wird. Bildquelle: zvg/Stadt Zug.
Zugs Stadtpräsident, André Wicki, vergleicht die Plattform mit einem Computerspiel: «Du tauchst, wie früher auf einer Playstation, in ein Spiel ein und kannst dich mit anderen Leuten austauschen.»
Virtuelles Zug bietet mehr als die echte Stadt
Und genau wegen dieser Möglichkeit des Austauschs setzt Zug neu auf ein eigenes öffentliches Metaverse. «Die Nachfrage nach Räumen ist sehr gross, knapp dagegen das Angebot», sagt André Wicki.
Wir wollen Menschen, Vereine und Firmen miteinander vernetzen.
Metaverse biete hier einen Ausweg: Im virtuellen Zug kann die Stadt Räume anbieten, die dem «echten» fehlen. Und sie lassen sich erst noch gratis mieten.
«Wir wollen Menschen, Vereine und Firmen miteinander vernetzen», sagt Wicki. Dafür bietet das Zuger Metaverse unter anderem einen Meetingraum und eine Rooftop-Bar. «Dazu kommt ein Auditorium mit einem grossen Bildschirm, auf dem sich Präsentationen zeigen lassen.»
Wo Metaverse Zoom schlägt
Virtuelle Treffen, Austausch im Netz – da kommen Erinnerungen an Zoom-Apéros und Internetmeetings während der Corona-Pandemie hoch. Formate, die damals bei vielen schon bald eine gewisse Onlinemüdigkeit provozierten. Ist da Metaverse nicht zum Scheitern verurteilt? «Nein», sagt der Zuger Stadtpräsident. Die Plattform könne weit mehr.
Metaverse funktioniere beispielsweise auch dann zuverlässig, wenn sich viele Menschen gleichzeitig in die Parallelwelt einklinken. Und: «Man sieht nicht nur Köpfe, sondern kann sich selber als Avatar in der virtuellen Umgebung bewegen und dabei alle technischen Möglichkeiten nutzen.»
Doch ist es mehr als eine blosse Spielerei? «Wenn man jemanden spielerisch abholen kann, ist die Motivation, etwas auszuprobieren, in der Regel grösser», sagt Wicki dazu.
Entdecken lässt sich das Zuger Metaverse mit einer Virtual-Reality-Brille, die sich beispielsweise in der städtischen Bibliothek ausleihen lässt. Eintauchen kann man aber auch via Internetbrowser.
Zug liebäugelt mit Lesungen und Ausstellungen
50'000 Franken hat die Stadt Zug in die neue Technologie investiert. Sie will damit nicht nur neue Treffpunkte anbieten, sondern sieht auch Potenzial in der Kultur und Kunst.
Jasmin Leuze, Leiterin der Bibliothek Zug, macht ein Beispiel: «Ob New York oder Schanghai: Für uns liegt es nahe, mit Bibliotheken auf der anderen Seite der Welt zusammenzuarbeiten.» Denkbar wäre etwa eine Lesung mit internationaler Beteiligung.
Ähnliche Visionen hegt Iris Weder, Leiterin der Abteilung Kultur: «Kunstschaffende könnten im Metaverse eine Ausstellung organisieren und dort auch ihre Vernissage abhalten.»
Wir können ein anderes Publikum ansprechen.
Selbstverständlich sei eine Bildergalerie im virtuellen Raum kein Ersatz für eine Kunstausstellung in der realen Welt. «Aber es ist eine Möglichkeit, Gemälde und Skulpturen sichtbar zu machen, die nun unzugänglich in einem Lager untergebracht sind», sagt Weder. Vielleicht könne Metaverse auch Menschen für Kunst begeistern, die sonst nicht in Museen unterwegs seien. «Wir können ein anderes Publikum ansprechen.»
Ob auch das Publikum auf Metaverse anspricht: Die Zukunft wird es zeigen.