Wir hatten uns schon dran gewöhnt, dass in dieser Pandemie alles langsam, viel zu langsam geht. Die Impfstoff-Lieferungen. Der Rückgang der Infektionskurve. Die Entwicklung des Covid-19-Zertifikats. Die Entscheidungen der Politik im Allgemeinen und des Bundesrats im Speziellen. Die Normalität wurde uns zwar immer wieder versprochen, bald, in ein paar Monaten, irgendwann. So richtig geglaubt haben wir es nicht.
Zertifikat nur für die Übergangsphase
Und nun das: Das Covid-19-Zertifikat wird bereits ab dem 7. Juni zur Verfügung stehen, nicht erst Ende Juni, wie das BAG ursprünglich kommuniziert hatte. Und der Bundesrat hat heute die Rahmenbedingungen festgelegt, in denen das Zertifikat für Geimpfte, Getestete und Genesene in Zukunft eingesetzt werden kann.
«In Zukunft» heisst konkret: die nächsten zwei bis drei Monate. Denn der Bundesrat hat auch klargemacht, dass das Zertifikat nur in einer Übergangsphase eine grosse Rolle spielen soll, bis die sogenannte Normalisierungsphase in Kraft tritt. Im besten Fall ist das im August.
Corona – ein unberechenbares Ding
Die Normalität, die sich vorher nur als flüchtige Verheissung angedeutet hatte, wird nun plötzlich sehr konkret. Selbst Bundesrat Alain Berset schien das an der heutigen Medienkonferenz nicht ganz geheuer: «Es mag ein wenig speziell oder fast bizarr erscheinen, dass wir jetzt, nach 15 Monaten Pandemie, sagen: Sie ist fast zu Ende.»
Doch die letzten 15 Monate haben uns auch gelehrt: Die Pandemie ist ein unberechenbares Ding. Wenn wir uns an schönen Tagen und einer scheinbaren Normalität erfreuen, schleicht sich heimtückisch die nächste Welle an. Wenn die Zahlen sinken, wandert eine neue Variante ein; aus Grossbritannien, Indien, woher auch immer.
Deshalb glauben wir erst an die wiedergewonnene Normalität, wenn sie da ist. In ein paar Wochen. Im August. Irgendwann.