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Zwei Monate auf freiem Fuss Brian Keller bedroht Influencer

Brian Keller ist der bekannteste Ex-Häftling der Schweiz. Nur gerade zwei Monate nach seiner Entlassung sorgt er wieder für Aufmerksamkeit: In einem Video, das SRF zugespielt wurde, sind verstörende Aussagen zu hören, zudem droht er einem Gefängniskumpel mit einem Messer.

«Ich werde dich töten (...)! Dein Blut wird fliessen, Skorp! (...) Schau diese Klinge, die wirst du bekommen.» So äussert sich Brian Keller in einem Whatsapp-Videochat mit seinem früheren Kumpel Skorp. Auf TikTok doppelt der ehemalige Häftling nach: «Greift ihn an, verletzt ihn, macht ihm Gewalt. Ich fordere euch dazu auf!»

Gemeint ist Skorp, bürgerlicher Name Giorgio Lörtscher, auch ein ehemaliger Häftling. Er sass wegen schweren Raubs hinter Gittern. Heute arbeitet er als Influencer. Auch er beschimpft und droht anderen online. Das gehöre dazu, das hier sei aber aus dem Ruder gelaufen, betont Lörtscher: «Ich war damals ja selber ein paar Jahre im Gefängnis. Angst habe ich nicht. Geld habe ich auch nicht. Aber ich bin intelligent geworden und auf diesen Typen muss ich mich nicht einlassen.»

Die Frage stellt sich: Inwieweit ist das die Fortsetzung der bisherigen Problematik mit Gewaltbereitschaft und Delikten, die es gegeben hat?
Autor: Frank Urbaniok Forensische Psychiater

Der forensische Psychiater Frank Urbaniok hält es für problematisch, dass sich Brian Keller in den sozialen Medien so explizit äussert: «Es ist sicher ein Warnzeichen, dass man näher hinschauen muss. Denn die Frage stellt sich: Inwieweit ist das die Fortsetzung der bisherigen Problematik mit Gewaltbereitschaft und Delikten, die es gegeben hat? Oder inwieweit ist es etwas anderes?»

Porträt von Brian Keller, er trägt eine Brille.
Legende: Brian Keller am Tag seiner Freilassung (10.11.2023). KEYSTONE / Michael Buholzer

Der Fachanwalt für Strafrecht, Kenad Melunovic, ordnet aus juristischer Sicht ein. Auch wenn es unter Boxern ruppig zu- und hergeht, meint er: «Das sind Straftatbestände wie Bedrohung, Beschimpfung, Aufforderung zur Gewalt gegen Personen. Vorbereitungshandlungen für schwere Körperverletzung – gerade, wenn man ans Messer denkt.»

Die Berichterstattung zum Fall Brian begann vor ungefähr zehn Jahren mit einem «Reporter»-Film. Seither beschäftigt er Justiz, Medien und die Öffentlichkeit. Im vergangenen November schien der Fall ein vorläufiges Ende zu nehmen, als Brian Keller entlassen wurde.

Regelmässige Pöbeleien auf Social Media

Keller spricht schon länger online über Boxen und Kämpfen. In der Social-Media-Welt, in der sich sowohl Brian Keller als auch Giorgio Lörtscher bewegen, sind Pöbeleien und Provokationen an der Tagesordnung.

Aber: «Man muss sie unterscheiden. Was ist Trash-Talk in Social Media und was ist Realität? Kritisch ist, dass er sich als eine Person darstellt, die in der Lage ist, jemanden umzubringen und dabei auf seine eigene Geschichte verweist. Das ist das Gegenteil von Problembewusstsein», sagt Frank Urbaniok. Man habe an einigen Stellen das Gefühl, dass die Drohung nicht nur im virtuellen Raum stattfinde.

Brian spricht von «Promotion für einen Boxkampf»

Wie am Sonntagabend, als Brian Keller zusammen mit Kollegen bei Giorgio Lörtscher auftauchte, sich dabei filmte und dies auf TikTok stellte. «Strafprozessual muss Brian Keller befürchten, dass allenfalls eine Präventivhaft infrage kommt, weil er durchs Nach-Hause-Gehen zu diesem Gegner seine Drohungen konkretisiert hat», erklärt Strafrechtsanwalt Kenad Melunovic.

Giorgio Lörtscher will Brian Keller am Dienstag anzeigen. Brian Keller war für eine Stellungnahme nicht erreichbar. Auch seine Anwälte äusserten sich nicht. Gegenüber «Blick» sagte Brian Keller allerdings, dass es sich beim Video nur um «Promotion für einen Boxkampf» handle.

10 vor 10, 15.01.2024, 21:50 Uhr ; 

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