«Sie haben es einfach nicht begriffen», sagt Armin Capaul und rückt seine Mütze zurecht. Nun gräbt der 70-Jährige noch einmal das Kriegsbeil aus und sagt: «Nach der Abstimmung haben die Politikerinnen und Politiker in den Gesprächsrunden versprochen, das Anliegen der Hörner werde auf anderem Weg in die Politik einfliessen. Bis heute ist noch immer nichts passiert.»
Da aber die «Agrarpolitik 2022+» vom Parlament auf die lange Bank geschoben wird, ist dem selbst ernannten Biorebell jetzt der Kragen geplatzt. Er droht mit einer Initiative, welche das Enthornen von Kühen und Ziegen in der Schweiz verbieten will.
Capaul will es nochmals wissen
Quasi im Alleingang initiierte Capaul ab 2014 seine Hornkuh-Volksinitiative: Bauern sollten Geld erhalten, wenn sie Kühe mit Hörnern halten. Sein Anliegen löste ein internationales Medienecho aus, Capaul stiess bei den Schweizern auf grosse Sympathie. An der Urne aber reichte es nur für einen Achtungserfolg von 45.3 Prozent.
Der Text ist genehmigt, wir können jederzeit mit der Unterschriftensammlung loslegen.
Mittlerweile ist seine «Interessensgemeinschaft Hornkuh» zu einem schlagkräftigen Netzwerk gewachsen. Den Text seiner neuen «Naturkuh-Initiative» hat Capaul bereits bei der Bundeskanzlei deponiert.
Gegner schrecken auf
Alleine die Androhung einer neuen Hornkuh-Initiative lässt Capauls Gegenspieler aufschrecken. «An einem Enthornungsverbot hätten wir natürlich keine Freude», sagt Bauernverbandspräsident Markus Ritter. Denn mittlerweile haben geschätzte 90 Prozent der Schweizer Kühe keine Hörner mehr. «Viele Bauern haben Freilaufställe gebaut und der Platz für Hornkühe wäre schlicht nicht vorhanden», sagt Ritter weiter.
Denn Kühe mit Hörnern brauchen mehr Ausweichmöglichkeiten, damit sie sich gegenseitig nicht verletzen. «Ein Verbot würde in die unternehmerische Freiheit der Bäuerinnen und Bauern eingreifen», so Ritter. Zudem gelte es, eine weitere Initiative zu verhindern, die den Bauern das Leben schwer mache.
Hornkuhgelder auf dem Verordnungsweg
Lieber wäre es den Landwirtschaftsbetrieben, der damals von Capaul geforderte Hornfranken würde vom Bundesrat nun doch gesprochen. Ständerat Roberto Zanetti (SP/SO) trägt deshalb nun das Hauptanliegen der damals gescheiterten Hornkuh-Initiative erneut ins Parlament.
So sollen Bäuerinnen, die Hornkühe halten, nun doch Geld erhalten. Statt dies in der Verfassung festzuschreiben, wie es die Initiative forderte, soll der Bundesrat den Hornbeitrag über eine Verordnung einführen. 10 bis 15 Millionen Franken, so schätzt Zanetti, würde dies den Steuerzahler kosten.
Capauls Druck zeigt erste Wirkung
Der Ständerat überwies den Vorstoss am Donnerstag an die zuständige Kommission zur Beratung. Bauernverbandspräsident Markus Ritter kündigt an, das Anliegen nicht zu bekämpfen. Allerdings seien die früher geforderten 365 Franken pro Jahr und Hornkuh zu hoch. Er werde sich für einen Zustupf von rund 100 Franken pro Jahr einsetzen. Sollte das Parlament das zentrale Anliegen der Hornkuh-Initiative nun doch noch gutheissen, würde Armin Capaul auf eine neue Volksinitiative verzichten.
Der selbst ernannte Biorebell freut sich, dass er das Thema erneut auf die politische Tagesordnung und in die Medien bringen kann. «Es geht um das Wohl der Kühe, nicht um mich.» Von einer Zwängerei will er nichts wissen. «Ich will einfach darauf hinweisen, dass die Tiere verstümmelt werden. Ihre Hörner sind mehr wert, als ihnen heute zugesprochen wird.»