- 53 Prozent der Stimmberechtigten sind gemäss der 2. SRG-Umfrage gegen die Trinkwasser-Initiative, 44 Prozent befürworten sie.
- Der Geschlechterunterschied ist gering, weil der Nein-Trend bei Frauen sehr deutlich verläuft (52 Prozent bestimmt oder eher dagegen).
- Es gibt einen klaren politischen Graben: Anhängerschaften der linken Parteien und der GLP wollen für, die anderen Parteiwählerschaften gegen die Initiative stimmen.
Es ist ein eindeutig negativer Trend zu sehen. Während im April noch 54 Prozent der Befragten Ja stimmen wollten, sind es im Mai nur noch 44 Prozent. Zu diesem Ergebnis kommt die 2. Umfrage des Forschungsinstituts gfs.bern im Auftrag der SRG SSR.
Der Anteil der Personen, die gegen die Volksinitiative stimmen wollen, ist dagegen auf 53 Prozent angestiegen. Im April lag der Wert noch bei 40 Prozent. Der Anteil der Unentschlossenen hat zwischen der 1. und der 2. SRG-Umfrage von sechs auf drei Prozent abgenommen.
Die Meinungsbildung verläuft hier im für viele Initiativen typischen Muster in Richtung Nein. Damit sind auch die Gräben zwischen gesellschaftlichen und politischen Gruppen kleiner geworden als noch vor einem Monat bei der 1. SRG-Umfrage.
Mit dem Nein-Trend in der Altersgruppe der über 65-Jährigen sind nun alle Altersgruppen mehrheitlich im Nein. Wie vor einem Monat ist die Gruppe der 18- bis 39-Jährigen am deutlichsten dagegen, wie die Politikwissenschaftlerinnen und -wissenschaftler des Forschungsinstitutes gfs.bern feststellen.
Gering ist der Geschlechterunterschied, weil der Nein-Trend bei den Frauen sehr deutlich verläuft (52 Prozent sind bestimmt oder eher dagegen).
Was bleibt sind deutliche Gräben zwischen Stadt und Land. Dieser sei bei umweltpolitischen Anliegen an sich wichtig, sagt der Politologe Lukas Golder. Die Vorstellungen betreffend Umweltschutz seien sehr unterschiedlich. «Dabei schürt die wirksame Kampagne der Gegner den Konflikt fast noch etwas mehr», so Golder.
Einen Graben gibt es auch bei den Parteien: Anhängerschaften der linken Parteien und der GLP wollen überwiegend für die Initiative stimmen. Die anderen Parteiwähler sind mehrheitlich gegen die Initiative.
Gfs.bern geht davon aus, dass der Einfluss der Schlusskampagne auf die Meinungsbildung beschränkt bleiben dürfte. Denn der Entscheid der Stimmenden ist auf Argumente abgestützt.
Vor allem zwei Argumente der Gegner überzeugen: 61 Prozent befürchten, dass Einschränkungen zu mehr importierten Umweltschäden führen. Bei der 1. SRG-Umfrage im April lag der Wert bei 57 Prozent. Weiter ist auch die existenzielle Bedrohung der Landwirtschaft ein wirksames Gegenargument: 55 Prozent unterstützen es. Im April waren es noch 53 Prozent gewesen.
Dabei hätten Emotionen eine wichtige Rolle gespielt. Das zeige sich dadurch, dass auf dem Land – unabhängig von der Parteiorientierung – eine Mehrheit Nein stimmen wolle, erklärt Lukas Golder.
Der deutliche Nein-Trend bei der Trinkwasser-Initiative ist inhaltlich fundiert und erfasst breite gesellschaftliche Kreise, heisst es im gfs.bern-Bericht. Normalerweise lässt sich ein solcher Trend kaum noch umdrehen. Einen Ja-Anteil von über 40 Prozent wäre nur dann noch realistisch, wenn der aktuelle Trend stoppen und die Sympathien für die Volksinitiative über das linke Lager hinaus gehen würden.