Hahn auf und das Wasser sprudelt. Sei es, um den Durst zu löschen, den Garten zu wässern oder das Land zu bewirtschaften. Doch die weltweiten Grundwasserreserven sind in den letzten 40 Jahren deutlich zurückgegangen. Zu diesem Schluss kommt eine Studie unter Beteiligung der ETH Zürich.
Laut Hansjörg Seybold, Umweltwissenschaftler an der ETH Zürich und Mitautor der Studie, gehen wir Menschen verschwenderisch mit unseren Wasserreserven um. «Wir verschleudern das Grundwasser, als gäbe es kein Morgen mehr», sagt er.
Starke Regenfälle füllen Speicher nicht auf
Das Fazit der Studie: In den vergangenen Jahrzehnten hat der Mensch die Grundwasserentnahme weltweit massiv ausgebaut. Die Pegelstände der meisten Gesteinsschichten, die Grundwasser führen, sogenannte Aquifere, sind seit 1980 fast überall auf der Welt drastisch gesunken. Und das in einem Tempo, das sogar die Forschenden überrascht.
Den Grund für das beschleunigte Absinken der Pegel sieht Seybold unter anderem in der intensiven landwirtschaftlichen Nutzung des Grundwassers zur Bewässerung der Kulturen. «Es würde schon helfen, wenn man das Wasser effizienter nutzt, etwa Tröpfchenbewässerung einsetzt statt Sprinkler, oder das Wasser in wasserreichen Zeiten ins Grundwasser zurückpumpt.»
Die Pegel sinken also einerseits, weil zu viel Wasser abgepumpt wird, andererseits auch aufgrund des Klimawandels. Denn: «Die Regenverteilung ändert sich. Es regnet nicht mehr regelmässig, sondern kommt zu extremen Starkregenfällen. Diese helfen nicht, das Grundwasser wieder aufzufüllen. Das Wasser kann nur bis zu einem gewissen Grad versickern.»
Doch weshalb ist das Absinken des Pegels so schlimm? Sinkt der Grundwasserpegel, entsteht ein Freiraum und der Boden senkt sich. «Das ist besonders problematisch in bebauten Gebieten. Gebäude sinken ab und sind dann teilweise einsturzgefährdet», sagt Seybold. Als Beispiel nennt er Bangkok. Ausserdem werde früher oder später das Grundwasser versiegen, wenn man nichts dagegen unternehme. In Meernähe könne das Salzwasser das Grundwasser ausserdem untrinkbar machen.
In Genf versiegten Brunnen
Am stärksten betroffen sind etwa die Grundwasservorräte in den Trockengebieten dieser Welt, wie in Kalifornien, Spanien, Iran oder Australien. Auch Genf hatte in den 1960er- und 1970er-Jahren mit einem niedrigen Grundwasserpegel zu kämpfen.
Damals hatten die Schweiz und Frankreich unkontrolliert Wasser aus den Gesteinsschichten entnommen, was zu einem starken Absinken des Pegels führte, einige Brunnen trockneten aus. In den 1980er-Jahren hatten sich die beiden Staaten darüber verständigt, Wasser in wasserreichen Zeiten wieder in diese Gesteinsschicht zurückzuführen, um so das Grundwasser wieder zu stabilisieren.
Ist das also die Lösung des Problems? Jein. «Dieses Vorgehen lässt sich nur anwenden, wenn man ein Gebiet hat, wo man das Wasser herholen kann und man zudem die finanziellen Mittel hat für den Transport», so Seybold. Das sei in vielen Regionen, etwa auch in den USA, möglich, in Teilen von Afrika sei das aber finanziell nicht machbar.