Bauer Martin Schlup arbeitet seit Anfang Woche für den 1. August. Er erwartet auf dem Hof Schüpberg in Schüpfen BE 500 Gäste, darunter auch Bundesrat Beat Jans. Das ändert für Schlup allerdings nichts.
Die Leute mögen viel mehr essen als angenommen.
Er tischt auf wie schon eh und je: 80 bis 90 Kilo Brot, 700 Spiegeleier, rund 60 Kilo «Hamme», also Schinken, und 120 Kilo Rösti. Das ist längst nicht alles: dazu kommen Joghurt, Birchermüesli, Butter, Konfi – alles, was zu einem traditionellen Brunch gehört.
Nur die Mengen seien in den letzten Jahren angestiegen. «Die Leute mögen viel mehr essen als ursprünglich angenommen», sagt Schlup. «Ursprünglich» war vor über 30 Jahren, als der Schweizer Bauernverband die Idee für die 1.-August-Brunches hatte. «Das ist doch schön. Ich kann mir vorstellen, dass viele hier Dinge essen wie Spiegeleier oder Speck, die sie sich selten zu Hause zubereiten», sagt er.
Der Andrang auf seinen Brunch ist gross – nicht erst, seit öffentlich wurde, dass mit Bundesrat Jans ein prominenter Besucher an einem der Tische sitzen wird. Auch in den Vorjahren war der Erlebnishof ein beliebter Brunchort – vielleicht wegen der Tiere, dem Wettbewerb oder schlicht dem Essen.
Eine Teilnahme bei Schlup ist nur möglich über Reservation. «Würde ich alle nehmen, ich bräuchte Platz für 800 oder mehr», sagt er. So geht es vielen Bauern: Bereits zwei Drittel der Betriebe waren in den Tagen vor dem Nationalfeiertag ausgebucht. Insgesamt werden rund 150'000 Gäste auf einem Hof brunchen.
Grosser Aufwand, kaum Gewinn
In einer Vollkostenrechnung, bei der alle Faktoren strikt eingerechnet werden, rentiert das jedoch kaum. Bei Schlup kostet ein Brunch 30 Franken. Für mehr als 500 Personen reicht der Platz auf dem Hof in Schüpfen allerdings nicht. Selbst wenn Schlup bei schönem Wetter unter den Bäumen auf der grossen Wiese auftischt.
Bei schlechtem Wetter stellt er Zelte auf. Wenn das Wetter, wie in letzter Zeit häufig, ständig dreht, hat er beides parat: Zelte und Tische unter freiem Himmel.
Das heisst aber auch: Er mietet Zelte, die er allenfalls gar nicht braucht. Zudem sind er und eine Crew von insgesamt 25 Helferinnen und Helfern eine Woche beschäftigt mit Vorbereitungen und anschliessendem Aufräumen. Schlup bilanziert: «Wegen des Geldes macht man das nicht.»
Geld ist nicht der Anreiz
Als SVP-Vertreter im Berner Parlament will er dazu beitragen, eine Brücke zwischen Bevölkerung und Landwirtschaft zu schlagen. Das war ursprünglich auch die Idee des Schweizer Bauernverbands SBV, als dieser die Kampagne 1992 lancierte.
Ein grosser Gewinn liegt eigentlich nie drin, vor allem nicht, wenn man noch das Helferfest mitberücksichtigt.
Der einzelne Bauer oder Bäuerin trägt also zum Image der Landwirtschaft bei und profitiert, wenn so der eine oder andere Brunch-Gast nach dem Nationalfeiertag als regelmässige Kundschaft für den Hofladen gewonnen wird oder für Veranstaltungen, die die Höfe anbieten. Betriebe, die auf Veranstaltungen ausgerichtet sind, profitieren eher finanziell vom 1.-August-Brunch, denn sie verfügen bereits über einen Teil der Infrastruktur wie genügend Toiletten, Tische, Bänke, Parkplätze und Beschilderungen.
«Ein grosser Gewinn liegt eigentlich nie drin, vor allem nicht, wenn man noch das Helferfest mitberücksichtigt», sagt Projektleiterin Andrea Camadini vom SBV.
Auch bei Martin Schlup folgt auf den Brunch ein Helferfest, in Form eines Ausflugs. Zuerst aber werden kiloweise Eier in Pfannen geschlagen, Speck gebrätelt und Zopf geschnitten.