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Migros: Kahlschlag geht weiter
Aus Tagesschau vom 18.06.2024.
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Abbau in der M-Industrie Die Migros kann keine Nestlé sein

So tönen grosse Träume: «Wir wollen unseren Umsatz im Ausland bis in fünf Jahren verdoppeln». Sie stammen aus dem Jahr 2009, Urheber ist der damalige Chef der Migros-Industrie, Walter Huber.

Sein Plan: mehr produzieren, Grösseneffekte ausnützen, die Grossen konkurrieren. Mit Schoggi, Shampoo oder Mineralwasser aus Migros-Produktion für Kundinnen und Kunden in Europa, im Nahen Osten, in den USA – ja bis nach China.

Grosse Schlagzeilen sind verblasst

In der heutigen Ankündigung ist von Expansion nichts mehr zu lesen. Jetzt wird abgebaut: Die Migros-Molkerei Elsa schliesst Standorte, 45 Arbeitsplätze sind weg. Die Nahrungsmittel-Produzentin Delica fokussiert auf Eigenmarken, das Auslandgeschäft von Chocolat Frey wird beerdigt, 255 Stellen fallen weg. Und auch im Industrie-Überbau spart die Migros: minus 65 Stellen. Der Mibelle-Verkauf: noch im Gang.

In keinem Bereich baut die Migros stärker um als in der Industrie und bei den Supermärkten. Melectronics hin, Hotelplan her.

Die grossen Industrie-Schlagzeilen von einst, etwa der Kauf des Schokoladen- und Kaugummi-Produzenten Sweetworks in den USA oder die Aufnahme in die Regale der Supermarkt-Kette Walgreens – sie sind verblasst.

Fokus aufs Kerngeschäft

Der Abbau ist die Folge davon, dass sich die Migros-Industrie mit ihren rund sechs Milliarden Franken Umsatz verzettelt hat. Künftig soll sie vor allem eines: den Migros-Läden in der Schweiz dienen. Sie soll die Supermärkte mit frischen Eigenprodukten beliefern.

Der Spardruck zwingt die Migros, sich aufs Kerngeschäft zu fokussieren. Dies macht den Auslandsgelüsten einen Strich durch die Rechnung. Und dämpft den Anspruch, die Grossen zu konkurrenzieren. Migros-Chef Mario Irminger sagte jüngst in einem Interview mit der «Neuen Zürcher Zeitung», die Migros-Industrie soll kein internationaler Markenhersteller wie Nestlé oder Unilever sein. «In diese Richtung gehen zu wollen, dieser Versuchung ist man in der Vergangenheit zu oft erlegen.»

Damit kritisiert er nicht nur das frühere Management. Er beerdigt zugleich die grossen Träume von damals.

Andreas Kohli

Wirtschaftsredaktor

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Andreas Kohli arbeitet seit 2009 für SRF. Davor schrieb er für das St. Galler Tagblatt, die Thurgauer Zeitung, die Wirtschaftszeitung Cash und den Tages-Anzeiger.

Tagesschau, 18.6.2024, 12:45 Uhr

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