Nachdem in den Medien schon tagelang vom grossen Stellenabbau der Migros die Rede war, hat die Detailhändlerin auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter intern informiert: 150 Vollzeitstellen sind weg. Weitere fast 100 Angestellte erhalten Vertragsänderungen. Betroffen sind vor allem Angestellte in den Bereichen Marketing und Kommunikation.
Bereits seit Anfang Jahr warteten sie auf den Entscheid. Damals wechselten sie in die neue Supermarkt AG. Mit der neuen Organisation will die Migros wieder Terrain gewinnen. Umsatz und Kundschaft, die sie an die Konkurrenz – insbesondere an Discounter wie Lidl und Aldi verloren – hatte.
Weniger Produkte und Dienstleistungen
Nicht nur Stellen sind weg. Auch bei Produkten und Dienstleistungen setzt der neue Migros-Chef Mario Irminger den Rotstift an. Er wurde vor einem Jahr von Discount-Tochter Denner an die Migros-Spitze berufen. Jetzt kündigt er gleich mehrere weitere Sparmassnahmen an.
Das Aus des Elektro-Fachmarkts Melectronics hat zur Folge, dass Migros-Filialen mit Melectronics künftig weniger Elektrowaren im Angebot haben.
Ganz wegfallen wird der Essenslieferdienst Foodnow. Die 100-Prozent-Tochter wird per sofort dicht gemacht – gut ein halbes Jahr, nachdem diese noch von hohen Wachstumsraten sprach und eine grosse Expansion nach Zürich angekündigt hatte. Heute sagt die Migros-Führung, die Ziele hätten nie erreicht werden können.
Bemerkenswert ist das Aus der Lebensmittelampel auf Migros-Nahrungsmitteln: Der Nutri-Score zeigt mit Buchstaben und Farben von A/grün bis E/rot, wie gesund die Lebensmittel sind. Bemerkenswert deshalb, weil der Nutri-Score eigentlich als einfach zu lesendes System für Konsumentinnen und Konsumenten gilt und international zum Einsatz kommt, bei Konzernen wie Nestlé und Danone. In der Schweiz hatte bisher der Bund die hiesigen Aktivitäten dazu koordiniert. Nach einem Entscheid im Nationalrat diesen Frühling wird es wohl keine Pflicht geben, Nutri-Score anzuwenden. Der Migros-Führung kommt das gerade recht. Sie findet den Nutzen des Nutri-Score zu klein und die Kosten dafür zu hoch.
Fokus auf Leistungsvorsprung
Weg, weg, weg – die Rotstift-Strategie trägt die Handschrift von Migros-Genossenschaftsbund-Chef Irminger. Von den 15 Thesen der Migros-Gründer Gottlieb und Adele Duttweiler habe er vor allem eine verinnerlicht, heisst es Migros-intern: den Leistungsvorsprung – um das Optimum an Wirtschaftlichkeit sicherzustellen.
Kosten senken war schon früher sein Job als Finanzchef und später als Chef des Discounters Denner, einer Migros-Tochter. Nun gibt er der Mutter Nachhilfe in Sachen Discounter – und versucht, den orangen Riesen auf günstig zu trimmen.