Man könnte denken, die Post gebe nicht viel auf die Meinung von Gewerkschaften und Teilen der Politik. Trotz Forderungen im Sommer, vorläufig auf die Schliessung weiterer Poststellen zu verzichten, zieht der Staatskonzern seinen Plan durch, sein selbst betriebenes Poststellennetz auf 600 zu reduzieren. 170 Standorte sollen möglichst durch Post-Partner ersetzt werden.
Das ist für jene Menschen bitter, die ihre Poststelle in der Nähe verlieren. Und für jene Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die sich innerhalb der Post eine neue Arbeitsstelle suchen müssen. Denn zu Entlassungen soll es nicht kommen.
Hälfte der Schalterkundschaft verloren
Doch so einfach ist es nicht. Die Post sieht einfach keine Alternative mehr. Seit 2010 hat das Unternehmen in den selbst betriebenen Poststellen die Hälfte seiner Schalterkundschaft verloren, bei den Einzahlungen am Schalter sind es sogar zwei Drittel. Jedes Jahr wenden sich weitere zehn Prozent vom traditionellen Postschalter ab.
Die Mehrheit der Kundinnen und Kunden bevorzugt die Heimlieferung der Pakete und macht die Zahlungen elektronisch. Vor allem möchten viele die Dienstleistungen der Post nicht mehr zu den eingeschränkten Öffnungszeiten nutzen. Eine Kundenumfrage habe ergeben, dass die Kundinnen und Kunden mit den Partnershops zufriedener seien als mit den traditionellen Postfilialen.
Die Post will keine Subventionen
Ein grosser Teil der Bevölkerung stimmt hier also mit den Füssen ab – und beschert der Post dadurch im Bereich Poststellennetz jedes Jahr Millionenverluste. Diese zahlt sie aus dem eigenen Sack. Denn die Post erhält keine Steuergelder – und will laut Postchef Roberto Cirillo auch keine.
Die Post erfüllt mit ihren Partnern und den Heimlieferungen in entlegenen Gebieten nachweislich den gesetzlichen Auftrag – und das will sie auch weiterhin tun. Sie plant Investitionen im Umfang von 100 Millionen Franken in Filialen, die in die Jahre gekommen sind – und sie will weiterhin an 2000 Standorten präsent sein, mit eigener Filiale, Partnershop oder einer anderen Lösung. Betriebswirtschaftlich leuchten die Argumente absolut ein.
Am Schluss entscheidet Politik
Doch die Post ist kein normales Unternehmen und das wissen die Verantwortlichen. Deshalb wollen sie sich einer Diskussion über eine moderne Grundversorgung auch stellen, die der Bundesrat angeboten hat. Die Frage bleibt dabei, ob ein Marschhalt beim rasanten Umbau – trotz der grossen finanziellen Verluste – für ein besseres Diskussionsklima in Bern sorgen würde. Denn wie der Grundversorgungsauftrag der Post am Ende aussieht, bestimmt bei der Post nicht die Erfolgsrechnung und auch nicht die Mehrheit der Kunden, sondern die Politik.