Die Post befindet sich stark Wandel: Immer weniger Briefe werden verschickt, der Päckli-Boom ist seit Corona abgeflacht, und das klassische Schaltergeschäft ist immer weniger gefragt. Die Post reagiert unter anderem mit Filialschliessungen – Ende Mai wurde zuletzt ein Abbau von 170 Poststellen angekündigt. Derzeit würden für die betroffenen Standorte Partnerschaften gesucht, verkündet die Post heute.
Wie soll die Post der Zukunft aussehen? Wir haben uns drei Konzepte angeschaut, die bereits existieren.
1. Die Post im digitalisierten 24/7-Dorfladen
Im rund 200-Seelen-Dorf Andiast in der Bündner Region Surselva betreibt eine Genossenschaft einen Dorfladen und bietet als sogenannter Partner auch Postdienstleistungen an: Einzahlungen, Bargeldbezug oder Briefe und Pakete entgegennehmen. Die Zusammenarbeit mit der Post sei ein wichtiges Standbein für den Laden, sagt Andreas Cadonau, Präsident Konsumgenossenschaft Andiast.
Das Konzept wurde vor eineinhalb Jahren ins Leben gerufen, um den Dorfladen vor der Schliessung zu bewahren. «Wir wollten etwas Zusätzliches zur Konkurrenz anbieten», sagt Cadonau. Der Laden ist rund um die Uhr geöffnet und wird von Montag bis Samstag vormittags von Mitarbeitenden betreut. Ladenleiterin Cornelia Albin ist zufrieden mit dem neuen Konzept. Geklaut wurde bisher kaum, sagt sie. «Die Leute sind froh, dass wir diesen Laden haben, und sind bis jetzt ehrlich gewesen.»
2. Videoberatung statt Schaltergespräch
Auch die Testfiliale Postparc über dem Berner Bahnhof geht digitale Wege. Hier werden Kundinnen und Kunden nicht wie üblich an einem Schalter beraten, sondern per Videoschaltung in einer Beratungsbox. Dort können sie Fragen zum Bankgeschäft von Postfinance klären oder einen Strafregisterauszug bestellen. Die Post testet das Pilotprojekt an acht Standorten, unter anderem in Bern, Basel und Genf.
Die Beratung sei dieselbe wie am Schalter, nur dass sie mehr Zeit für die Kunden habe, sagt Beraterin Annemarie Amstutz-Vogel. «Die Kunden schätzen, dass sie an einen Tisch sitzen und sich ungestört einem Thema widmen können.» Doch die Videoberatung sorgt auch für Kritik. Die Gewerkschaft Syndicom befürchtet, dass dadurch der Service puplic noch stärker abgebaut wird und es zu einem grösserem Personalabbau kommt. Die Tests laufen noch bis Mitte 2025. Dann wird die Post entscheiden, wie und ob es mit den Videoberatungen weitergehen wird.
3. Von der klassischen Post zum Dienstleistungszentrum
Die Postfiliale Köniz sieht von aussen wie eine typische Poststelle aus, doch die Post nennt diese Art von Filiale «Dienstleistungszentrum». Denn hier werden nicht nur Postgeschäfte abgewickelt: Auch die Krankenkasse Sympany sowie die Migrosbank haben ein Büro mit eigenen Mitarbeitenden vor Ort.
Derzeit wird das Angebot an zwei Standorten in der Schweiz getestet. Denn in Zukunft will die Post das klassische Schaltergeschäft zum Dienstleistungszentrum weiterentwickeln und vermehrt auf Partnerschaften mit Banken, Krankenkassen, Versicherungen und Behörden setzen. «Wir wollen dort investieren, wo wir eine Möglichkeit sehen, auch in zehn und 20 Jahren mit eigenen Filialen vor Ort präsent zu sein», sagte Post-CEO Roberto Cirillo bereits im Mai gegenüber SRF.
Wie die Post von morgen genau aussehen wird, ist noch unklar. Klar ist jedoch, dass sie sich mitten im Wandel befindet.