Jede fünfte Postfiliale soll weg. Dafür können die Menschen ihre Postgeschäfte online erledigen. Die Schweizerische Post verändert sich – weil sie mit der Zeit gehen will und weil sie muss. Für die digitale Transformation ist Konzernleitungsmitglied Nicole Burth zuständig. Sie bezieht Stellung zu den einzelnen Veränderungen.
Kerngeschäft rückläufig
Die Zahl der verschickten Briefe geht in der Schweiz stetig zurück. Waren es vor fünf Jahren noch mehr als zwei Milliarden, sind es zuletzt noch rund 1.6 Milliarden gewesen. Als Reaktion hat die Post innerhalb von zwei Jahren gleich zweimal die Brief-Preise erhöht. Heute kostet ein Brief 1 Franken (B-Post) bzw. 1.20 Franken (A-Post).
Der Paketbereich ist stabiler, die Pandemie hatte dieser Sparte gar ein Hoch beschert. Bis jetzt ist die Post mit 254 Millionen Franken Gewinn profitabel. Sie lieferte zuletzt 50 Millionen Franken Dividende pro Jahr an den Bund ab.
Abbau der Filialen
Im Mai 2024 hatte das Unternehmen verkündet, bis 2028 170 Filialen zu schliessen. Damit verschwindet jede fünfte Postfiliale. Ersetzt werden sie zumindest teilweise durch Postagenturen, beispielsweise im Dorfladen.
Nicole Burth sagt: «Es geht nicht darum, Service abzubauen, sondern es geht darum, dass wir die Zustellpunkte transformieren dürfen.» Man investiere 100 Millionen Franken für neue Technologie in den Filialen.
«Die Menschen haben ja schon abgestimmt, und zwar mit den Füssen: Sie kommen nicht mehr, oder nicht mehr im gleichen Ausmass.» Die Kundenbedürfnisse hätten sich verändert: Die Menschen wollten mehr Dienstleistungen an einem Ort, sagt sie.
Wechsel ins Digitale
Die Post würde das Analoge gerne ins Digitale transferieren und hat dazu einen «digitalen Briefkasten» lanciert. Auch gehören Kommunikationsplattformen zu ihrem Geschäft, etwa das E-Voting oder das elektronische Patientendossier – beides heiss diskutierte Lösungen, die seit langer Zeit in Arbeit sind.
Nicole Burth sagt: «Eine Digitalisierung muss so passieren, dass sie hybrid bleibt.» Es brauche weiterhin analoge Angebote, man könne die Menschen nicht zwingen.
Bisher bringen die neuen Services der Post allerdings Verluste. Knapp 40 Millionen Franken Minus waren es im ersten Halbjahr.
Mehr Geschäftsfelder
Die Post bietet zudem eine Software für Gemeinden und KMU an und ist mit Dienstleistungen im Bereich Cybersicherheit aktiv. Ausserdem kauft sie seit Jahren Firmen auf. Allein in den vergangenen Jahren sind Dutzende hinzugekommen, zuletzt das Lenzburger Unternehmen Diartis, das eine Software für den Informationsaustausch im Sozialwesen anbietet.
Nicole Burth wehrt sich gegen den Vorwurf, dass diese Zukäufe eine Blackbox seien. Es sei alles gut geplant. Man übertrage damit Leistungen ins Digitale. Sie betont, dass alle Aktivitäten von den gültigen Regelungen abgedeckt seien: «Wir bewegen uns nicht ausserhalb des Bereiches.»
Politischer Gegenwind
Der Nationalrat sagte am 10. September 2024 Nein zum Umbau der Post, mit einer deutlichen Mehrheit von 113 gegen 60 Stimmen bei 18 Enthaltungen. Dienstleistungen sollen nicht weiter abgebaut werden. Albert Rösti, Vorsteher des Eidgenössisches Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation Uvek, versuchte vergeblich, die Parlamentarier und Parlamentarierinnen zu überzeugen. Als Nächstes wird der Ständerat darüber befinden.
Nicole Burth will abwarten. Sie hofft darauf, dass «die Politik die richtigen Schritte macht, damit sich die Verordnung verändern lässt.»