Wäre Ulrich Spiesshofer letztes Jahr oder gar früher zurückgetreten, so hätte dies kaum jemanden überrascht. Seit die schwedische Investmentgesellschaft Cevian 2015 bei ABB eingestiegen war, machte der aktivistische Investor Druck auf den ABB-Verwaltungsrat und die Konzernleitung.
Cevian war weder mit dem Geschäftsgang noch dem Aktienkursverlauf zufrieden und verlangte daher die Aufspaltung von ABB und Einsitz in den Verwaltungsrat. Konkret ging es um die Stromnetzsparte. Cevian verlangte deren Veräusserung, was das übrige Unternehmen rentabler machen sollte. Eine ähnliche Strategie hatte Cevian zuvor bei der deutschen Thyssen Krupp verfolgt – und kam damit durch.
Jahrelang wehrten sich der ABB-Verwaltungsrat und die Konzernleitung gegen eine Aufspaltung. Die Stromübertragungssparte sei ein wichtiges Standbein des Unternehmens, liessen sie lange verlauten – bis im vergangenen Dezember. Da gaben Verwaltungsrat und Konzernleitung nach und beschlossen, die Stromnetzsparte an die japanische Hitachi zu verkaufen.
US-Investmentfond will Zerschlagung des Konzerns
Wäre Spiesshofer zum damaligen Zeitpunkt zurückgetreten, hätte es eingeleuchtet. Doch irgendwie schienen er und Cevian sich arrangiert zu haben. Es wurde ruhiger und der Druck auf Spiesshofer nahm zumindest vordergründig ab. Doch mit dem Einstieg des US-Investmentfonds Artisan war es schlagartig vorbei mit der Ruhe. Die Amerikaner gehen sogar noch weiter als Cevian und verlangen nichts geringeres als die weitere Zerschlagung des Konzerns.
ABB hatte vorgehabt, sich in vier Geschäftseinheiten zu gliedern: Zu viel, finden die Amerikaner. Sie fordern via Medien die Aufspaltung der ABB in Einzelunternehmen mit anderem Namen. Gut möglich, dass dies Ulrich Spiesshofer zu weit ging, und er freiwillig den Hut nahm – oder dass die beiden Investmentgesellschaften seinen Kopf forderten, weil sie zusammen rund 8 Prozent des Aktienkapitals auf die Waage bringen und damit fast so viel Einfluss haben wie die Familie Wallenberg, die 10 Prozent des Aktienkapitals besitzt und seit Jahrzehnten grösster Aktionär ist. Ihr Investmentfonds hat der jetzigen Konzernleitung und dem Verwaltungsrat immer die Stange gehalten.