Ciba, Geigy, Roche und Sandoz – auf diesen Unternehmen fusst die heutige Pharmaindustrie. Als eigenständiges Unternehmen gibt es nur noch Roche – und bald wieder Sandoz.
Noch ist Sandoz Teil des Grosskonzerns Novartis. Dabei hat die heutige Tochter Sandoz nichts mehr mit der 1886 gegründeten Farbenfabrik zu tun. Damals gründeten Alfred Kern und Edouard Sandoz das Unternehmen Sandoz, stiessen aber bereits in den ersten Jahren nach der Gründung in die Produktion von Medikamenten vor. Sandoz wurde grösser und international.
Doch Sandoz kennt nicht nur Erfolge. So haben die früheren Firmenlenker das Unternehmen immer wieder getrimmt und neu aufgestellt.
Anfang der 1980er-Jahre wurden die dezentralen Strukturen vereinfacht, Stellen abgebaut. 1995 wurden die Chemikalien unter dem Namen Clariant eigenständig an die Börse gebracht. Ein Jahr später folgte die Fusion mit Ciba (vormals Ciba-Geigy) zum Grosskonzern Novartis.
Der Name Sandoz wurde erst 2003 wieder aus der Schublade geholt. Der damalige Novartis-Chef Daniel Vasella bündelte Generikapräparate in einer eigenen Sparte und etikettierte sie mit «Sandoz». Einige Experten sehen das als einer der cleversten Schachzüge Vasellas, denn Sandoz steht für Vertrauen und Schweizer Tradition.
Biosimilars als Chance
Doch unter dem Dach von Novartis trägt Sandoz zu wenig zum Gesamterfolg des Konzerns bei. Das liegt in der industriellen Logik der Branche: Generika sind Medikamente, bei denen der Patentschutz abgelaufen ist. Bei biotechnologisch hergestellten Arzneimitteln (Bakterien, Zellkulturen) nennt sich das Pendant Biosimilars. Generika und Biosimilars generieren tiefere Margen als spezialisierte Therapien und schmälern darum die Ergebnisse des Gesamtkonzerns.
Experten beurteilen Sandoz gegenüber der Generika- und Biosimilarkonkurrenz wegen seiner Grösse aber als gut aufgestellt. Gerade bei Biosimilars sehen Analystinnen und Analysten Chancen, denn in den nächsten Jahren laufen Patente neuerer biotechnologischer Medikamente aus. Ihre Nachahmung ist aber anspruchsvoller als die rein chemische Produktion. Dafür sind die Margen etwas höher. Sandoz könnte mit Biosimilars punkten.
Sandoz will andere Aktionäre anziehen
Einige Expertinnen und Experten hoffen, dass Sandoz längerfristig andere Anlegerinnen und Anleger anziehen wird als Novartis: Investorinnen, deren Anliegen nicht nur finanziell getrieben ist, sondern die in Generika auch einen Beitrag sehen zur breiten und günstigen Medikamentenversorgung.
Fest steht: Mit der Eigenständigkeit können die Investorinnen und Investoren nun bewusst entscheiden, Aktien eines Generikaproduzenten zu halten. Jeder Aktionärin werden «automatisch» pro fünf Novartis-Aktien eine Sandoz-Aktie ins Depot gestellt. Doch wem das nicht passt, kann die Sandoz-Aktien verkaufen. Gehandelt wird die neue Sandoz-Aktie ab dem 4. Oktober.