Andreas Barfuss ist seit dem 1. Januar 2023 Schweizerischer Bankenombudsmann und blickt an der Medienkonferenz auf ein schwieriges Jahr zurück. Das Jahr 2022 stehe für ein sehr unruhiges Umfeld an den Finanzmärkten, sagt er.
Die Corona-Pandemie wirke immer noch nach, die Inflation sei ein grosses Problem und auch der Ukraine-Krieg mit seinen Folgen beschäftige die Finanzmärkte. Kurz: Die weltweite Balance der Kräfte sei nachhaltig gestört.
Ebenfalls sei die steigende Anzahl an Betrugsfällen in der Schweiz besorgniserregend. Diese ist im Jahr 2022 erneut gestiegen – um 4 Prozent auf 265 Fälle. Die Dunkelziffer dürfte gross sein.
Barfuss spricht von einem «ungebrochenen Trend» hin zu immer mehr Betrugsfällen. Speziell im digitalen Raum haben diese zugenommen. Je mehr online eingekauft wird, desto mehr Betrugsfälle gibt es. Mittlerweile ist jeder fünfte Fall, der vor den Ombudsmann gelangt, ein solcher Internet-Betrug. Der grosse Teil betraf Kredit- und Debitkartenbetrug.
Ein Fall, der in Erinnerung bleibt
Angesprochen auf ein konkretes Beispiel erinnert sich Barfuss speziell an eine junge Frau, die ihr Bett auf einer Online-Verkaufsplattform verkaufen wollte. Schnell habe sie einen Interessenten gefunden. Der angebliche Käufer teilte der jungen Frau mit, er wolle ihr das Geld überweisen. «Sie müsse sich nur noch bei diesem speziellen Zahlungsservice der Post einloggen und ihre Kreditkartendaten dort eingeben.»
Als sie dies tat, waren die Daten und das Geld aber weg, erinnert sich Barfuss. Die Betrüger würden mit den ergaunerten Daten eigene Transaktionen durchführen oder ein E-Wallet installieren.
Kulanz oft als einzige Chance
Ist das Geld einmal weg, wenden sich die Kunden und Kundinnen an die Banken. Sie fühlen sich betrogen, obwohl die Bank oder der Kreditkartenherausgeber eigentlich nichts falsch gemacht habe. Im Gespräch zwischen den Banken und den Geschädigten finde man dann oftmals eine Kulanzlösung, sagt Barfuss.
Hier könne der Ombudsmann entscheidend beitragen. Bei 257 von 704 schriftlich eingegangenen Fällen habe er beim betreffenden Finanzinstitut interveniert und bei 170 Fällen gar eine konkrete Lösung vorgeschlagen. In 95 Prozent der Fälle sei das Finanzinstitut der Empfehlung der Ombudsstelle gefolgt. «Vor allem diese letzte Zahl von 95 Prozent unterstreicht den Mehrwert unserer Arbeit für die Kundinnen und Kunden und beweist die hohe Fachkompetenz der Ombudsstelle.»
Barfuss empfiehlt den Kundinnen und Kunden deshalb, vorsichtiger mit den eigenen Bankdaten umzugehen und jede Transaktion genau zu prüfen.