Matthias Krön geht der Krieg in der Ukraine sehr nahe. Er kenne die Menschen und Landwirte dort, stehe hinter ihnen. Krön ist der Gründer von Donau Soja. Der Verein mit Hauptsitz in Wien setzt sich in Europa für den nachhaltigen Anbau von Soja ein.
Donau Soja hat auch eine Niederlassung in der Ukraine. Das Büro in Kiew sei trotz widriger Bedingungen nach wie vor mit drei Personen besetzt, erzählt Matthias Krön. Deshalb weiss er auch aus erster Hand, dass trotz Krieg viele Felder – vor allem im Westen des Landes – weiterhin bearbeitet werden.
«Die meisten Landwirte sitzen in Traktoren und arbeiten weiter.» Es sei nicht alles kaputt, sagt Krön. «In vielen – vor allem ländlichen – Gebieten läuft das Leben relativ normal weiter. Zwar mit allen möglichen Schwierigkeiten, aber trotzdem wird angebaut. Die Ukraine rechnet mit 70 Prozent des Vorkriegsniveaus.»
Im Vergleich mit dem Anbau von Sonnenblumenkernen oder Weizen in der Ukraine ist die Produktionsmenge von Soja gering. Doch Krön will mit dem nachhaltigen Soja-Anbau die Produktion von Agrarrohstoffen in der Ukraine grundsätzlich verändern.
«In der Ukraine sind viele landwirtschaftliche Praktiken, aber auch zum Beispiel Pestizide, die bei uns längst verboten sind, noch üblich», so Krön. Mit Soja könne man die Ukraine beeinflussen: Die Ukraine solle in der Nachhaltigkeit europäisch werden. Die Leute, die er auf den Feldern und in den Agrarunternehmen getroffen habe, wollten sich näher Richtung Westeuropa orientieren, ist Matthias Krön überzeugt.
Schwierigkeiten mit dem Export
Als generelle Produzentin von Agrarrohstoffen hat die Ukraine eine sehr grosse Bedeutung. Da werde Nahrung für bis zu 600 Millionen Menschen produziert, rechnet der Soja-Fachmann vor.
Das grosse Problem der Ukraine ist derzeit, die Unmengen an Kernen, Samen oder Bohnen zu exportieren. «Die Ukraine hat im Monat fünf bis sieben Millionen Tonnen über das Schwarze Meer in die EU exportiert; und nur kleine Mengen, hunderttausende Tonnen, über Schiene und LKW.»
Der Seeweg ist wegen des Kriegs und der Minen blockiert. Gleichzeitig sind durch Pandemie und Krieg weltweit die Lieferketten durcheinandergeraten. Gut 15 Millionen Tonnen Agrargüter steckten deshalb in der Ukraine fest, rechnet Krön vor. Und das bringt auch die Bäuerinnen und Bauern, die derzeit auf den Feldern arbeiten, in arge Bedrängnis.
Die Gefahr besteht, dass ukrainische Bauern keine neue Ernte einbringen können, weil die alte Ernte noch nicht verkauft ist und noch im Lager liegt.
«Die Gefahr besteht, dass sie keine neue Ernte einbringen können, weil die alte Ernte noch nicht verkauft ist und noch im Lager liegt.» Donau Soja wolle die Ukrainer deshalb darin unterstützen, ihre Agrargüter besser exportieren zu können.
Es brauche beispielsweise schnelle Hilfe bei konkreten Herausforderungen wie dem Ausstellen von Zertifikaten oder Zollpapieren oder bei der Suche nach Zügen oder Lastwagen.
Krön sammelt in seinem Netzwerk auch Geld, um Landwirtschaftsbetrieben zu helfen, wieder auf die Beine zu kommen oder benötigte Güter wie Düngemittel oder Treibstoffe zu beschaffen.
Die Ukraine braucht die Landwirtschaft
Denn die Landwirtschaft sei für die Ukraine enorm wichtig. «Die Landwirtschaft macht fast 50 Prozent der gesamten ukrainischen Exporte aus. Diese zu unterstützen, ist ein wichtiger Teil der Hilfe für die Ukraine.»
Soja und andere Rohstoffe aus der Ukraine zu exportieren, hilft also einerseits, weltweiten Engpässen bei der Versorgung mit Lebens- und Futtermitteln zu begegnen. Die Exporte stützen aber auch direkt Wirtschaft und Gesellschaft des kriegsversehrten Landes.