Es steht ausser Zweifel, was die Pestizidhersteller Bayer und Syngenta von den beiden Pestizid-Initiativen halten: gar nichts. «Forschungs- und Denkverbote, wie sie die Initianten fordern, sind für uns der absolut falsche Weg», sagt Roman Mazzotta, Länderchef von Syngenta Schweiz.
Obwohl in der Schweiz in den letzten 15 Jahren rund 150 Wirkstoffe von Pestiziden vom Markt genommen wurden, weil sie als zu gefährlich galten, sagt der Syngenta-Länderchef, dass Pestizide sicher seien. Sie müssten nur richtig angewendet werden.
Sorge um den Chemie-Standort Schweiz
Sowohl Syngenta wie Bayer betonen zwar, dass sie in der Schweiz nur verschwindend geringen Umsatz machen, verglichen mit dem Rest der Welt. Doch es geht die Sorge um, dass ein Verbot synthetischer Pestizide in der Schweiz zum Präzedenzfall für andere Länder werden könnte.
Die Argumente der Konzerne sind nicht neu. Da ist einmal die Wettbewerbsfähigkeit. Ein Pestizidverbot in der Schweiz wäre nachteilig für den Standort, warnt Felix Reiff, Verwaltungsratspräsident von Bayer Schweiz.
Lebensmittelsicherheit gefährdet?
Er argumentiert mit den Arbeitsplätzen, die man in der Schweiz nur sichern könne, wenn man international konkurrenzfähig bleibe. Die Industrie brauche dafür sichere Rahmenbedingungen. Und die Bauern brauchten synthetische Pestizide. Denn bei einem Verbot stehe auch die Lebensmittelsicherheit auf dem Spiel, nicht nur in der Schweiz.
Lebensmittelsicherheit kann ohne Pestizide nicht gewährleistet werden.
So betont denn auch Syngenta-Vertreter Mazzotta, dass «Lebensmittelsicherheit ohne Pestizide nicht gewährleistet werden kann». Zu viele Produkte würden verderben. Der Arbeitsaufwand für Bauern würde steigen. Das wiederum würde die Lebensmittel-Preise in die Höhe treiben. Deshalb seien die beiden Initiativen auch nicht sozial.
Erfolgreiche Biolandwirtschaft
Ralph Hablützel, Unterstützer der Pestizid-Initiativen, findet die Argumente der Konzerne zu einseitig. «In den erwähnten Fakten werden nur die Bedürfnisse der Agrochemie abgebildet – sie zeigen ein Bild, das nicht der Realität entspricht.»
Dieses Bild entspricht nicht der Realität.
Der Biobauer ist überzeugt, dass es Nahrungsmittelsicherheit auch ohne den Einsatz von Pestiziden gibt. Das beweise die Biolandwirtschaft seit Jahrzehnten. Der Ertrag sei zwar kleiner. Aber man müsse die Frage breiter angehen: Noch immer würden zu viele Lebensmittel weggeworfen.
Weniger Fleisch essen wäre gut
Wenn etwa weniger Fleisch konsumiert würde, könnte man die Ressourcen der Äcker besser nutzen: Während auf einer Hektare Land rund 46 kg Rindfleisch produzieren könne, seien es auf der gleichen Fläche 700 kg Brot.
Auch, dass das Verbot von Pestiziden das Ende des Forschungsstandorts Schweiz bedeuten würde, kann Hablützel nicht nachvollziehen. Er betont: «Forschung ist enorm wichtig – aber sie muss in die richtige Richtung gehen.»
Der Abstimmungskampf ist also lanciert. Anfang Juli wird sich die Wirtschaftskommission des Ständerats mit den Argumenten befassen. Im Herbst gehen die Initiativen dann ins Parlament. Abgestimmt wird darüber frühestens nächstes Jahr.