«Zorn-GV» statt Weichenstellung: Das Besondere an dieser Generalversammlung: Abstimmen über den Zusammenschluss mit der UBS können die Aktionärinnen und Aktionäre nicht, obschon es ihre Bank ist. Denn die Übernahme erfolgt unter Notrecht und auf Befehl des Bundesrats. Der Schicksalsentscheid ist gar nicht traktandiert – und das sorgt für Unmut: Es werde eine «Zorn-GV» geben, sagt deshalb Wirtschaftsrechtsprofessor Peter V. Kunz von der Universität Bern.
Verlustreiche «Zwangsfusion» für Aktionäre: Zornig sind viele Aktionärinnen und Aktionäre auf das Management der CS. Zornig sind sie aber auch über den tiefen Kaufpreis für ihre Aktien. Mit 76 Rappen erhalten sie nur einen Bruchteil dessen, was die CS-Aktien bis vor kurzem noch wert waren an der Börse.
Wirtschaftsrechtler Peter V. Kunz erwartet zudem Kritik am Bund. Denn es sei ja der Bundesrat, der die CS in die rettenden Arme der UBS gezwungen habe. Nach seiner Einschätzung handelt es sich um eine Art Zwangsfusion der zwei Grossbanken.
Streitpunkt Boni: Viel zu reden geben werden zudem die Vergütungen, also die Löhne und Boni für Verwaltungsrat und Geschäftsleitung. Und dies, obwohl die CS-Leitung unterdessen auf einen Sonderbonus für Top-Kader verzichten will. Diesen hätte es ohnedies erst gegeben, wenn die CS ohne Hilfe den Turnaround geschafft hätte. Ausserdem hat die Regierung die aufgeschobenen variablen Vergütungen, zum Beispiel in Form von Aktien, vorläufig gestoppt, über den Kopf der CS-Leitung hinweg.
Nach wie vor traktandiert an der GV ist aber die Konsultativabstimmung über den Vergütungsbericht. Die Voten dazu dürften zum Schlagabtausch werden.
Denkzettel für Verwaltungsrat: Ebenso heftig wird die Auseinandersetzung über die jährliche Wiederwahl der Verwaltungsratsmitglieder ausfallen.
Peter V. Kunz rechnet mit sehr schlechten Wahlergebnissen für Mitglieder des Aufsichtsgremiums, die sich einzeln dem Wahlprozedere stellen müssen. Dies sei eine der wenigen noch verbliebenen Möglichkeiten des Aktionariats, seine Rechte auszuleben. Nötig ist die Wiederwahl sowieso. Denn bis zur effektiven Übernahme braucht die CS ihren Verwaltungsrat noch.