Das Adrianos Bar & Café im Bahnhof Bern ist vor allem auf jene Kundinnen und Kunden ausgelegt, die einen Kaffee zum Mitnehmen wollen. Neben der imposanten Kaffeemaschine mit Kolben türmen sich Kaffeetassen und Papp-Becher. Vis-à-vis gibts abgepackten Spezialitäten-Kaffee zum Mitnehmen. Auf einem der wenigen Barhocker sitzt Mathias Bühler. Er ist zuständig für das Kaffeeangebot bei der Berner Rösterei und dem Kaffeebetrieb.
Wenn er einen Kaffee verkauft, in der Tasse oder im Becher, haben ganz verschiedene Faktoren Einfluss auf den Preis. Die Miete, aber auch «der Einkauf des Rohkaffees, die Röstung, der Barbetrieb, das Zeitungsabonnement, die Spülmaschine, die Löhne der Mitarbeitenden, alles zusammen ergibt einen fixen Kaffeepreis.»
Dass der Kaffee teurer geworden ist, hat mehrere Gründe: In den vergangenen Monaten sind die Preise für Rohkaffee stark gestiegen. Weiter sucht die Branche dringend Personal. Und nicht zuletzt wirken sich die steigenden Energiepreise auf den Endpreis aus. Bühler hat deshalb seine Preise schon im vergangenen Sommer erhöht: «Wir haben relativ früh auf die steigenden Preise des Rohkaffees reagiert. Bei uns kostet eine Tasse Kaffee zehn Rappen mehr als vorher. Das wird vorläufig so bleiben.»
Kaffee wird noch teurer
Die zehn Rappen bei Adrianos entsprechen der durchschnittlichen Preissteigerung im ganzen Land, die auch der Branchenverband Cafetier Suisse für das laufende Jahr errechnet hat. Für das nächste Jahr rechnet Cafetier Suisse aber mit deutlich höheren Preisen. 10 bis 15 Prozent soll das Café Crème nächstes Jahr teurer werden. Das wären rund 50 Rappen pro Tasse Kaffee.
Fünf Franken pro Tasse sind nicht realistisch für mich.
Mathias Bühler vom Berner Kaffee-Röster Adrianos schüttelt den Kopf. Sein Kaffee koste jetzt schon 4 Franken 40. «Bei einem Preis von knapp fünf Franken würde der Konsum zurückgehen. Man würde sich zweimal überlegen, ob man zwei Tassen auswärts trinken soll. Für mich ist die Schmerzgrenze bei 4.50 oder 4.60 erreicht. Fünf Franken sind nicht realistisch für mich.»
Ist die Schmerzgrenze erreicht, müssen die Anbieter von frisch gebrühtem Kaffee kreativ werden. Denn viele Kaffeeanbieter buhlen um die Kaffeetrinkerinnen und -trinker, die weiterhin ihren Kaffee auswärts trinken wollen. Die Betriebe müssten auf gute Qualität setzen, schreibt Cafetier Suisse, und das in der Tasse am Tischchen, wie auch im Becher für unterwegs. Das bedeutet aber auch Investitionen in Rohstoffe und ausgebildetes Personal.
Rechnung geht doch nicht auf
Mathias Bühler setzt auf teureren Spezialitätenkaffee, um sich von der Konkurrenz abzusetzen. Er ist überzeugt: Mit frisch gebrühtem Kaffee lässt sich in der Gastronomie nach wie vor eine gute Marge erzielen. Aber bei hohen Rohstoffpreisen geht die Rechnung mit dem Angebot von Kaffee allein nicht mehr auf. Denn: Miete zahle er nicht nur am Morgen, wenn die Leute Kaffees trinken, sondern auch am Abend.
Mit Café Crème lässt sich in der Gastronomie eine gute Marge erzielen. Aber bei hohen Rohstoffpreisen geht die Rechnung mit dem Angebot von Kaffee allein nicht mehr auf.