Der Name dürfte den Wenigsten geläufig sein: Antonio Horta-Osorio. Doch das soll nicht darüber hinwegtäuschen, dass der 56-jährige Portugiese eine beachtliche Karriere in der internationalen Bankbranche durchlaufen hat.
Seit 2011 leitet er die Lloyds-Gruppe, die grösste Retail- und Geschäftsbank in Grossbritannien. Davor stand er im Sold zahlreicher anderer Geldhäuser mit klingenden Namen wie Goldman Sachs, Citigroup und Santander. Dabei war Horta-Osorio in einer ganzen Reihe von Ländern tätig: Portugal, Spanien, Brasilien, Grossbritannien. Er schnupperte aber auch schon New Yorker Bankenluft.
Doppelte Überraschung
Der Vorschlag, an der Generalversammlung Ende April doch Horta-Osorio in den Verwaltungsrat und auf den Präsidentenstuhl zu wählen, überrascht in zweifacher Hinsicht. Horta-Osorio ist weder eine Frau, noch hat er den Schweizer Pass.
Dem heutigen Präsidenten Urs Rohner wird nachgesagt, dass er zumindest nicht abgeneigt gewesen wäre, eine Frau als seine Nachfolgerin zu nominieren. Unter ihm wurde der CS-Verwaltungsrat in den letzten Jahren etwas weiblicher. Die beiden Spitzenposten in Verwaltungsrat und Geschäftsleitung bleiben jetzt aber fest in Männerhand.
Bezüglich Nationalität hatte die CS grundsätzlich freie Wahl. Allerdings gibt es eine Art ungeschriebenes Gesetz, dass die beiden Grossbanken Credit Suisse und UBS mindestens einen der beiden Spitzenposten – Präsidium oder Konzernleitung – in Schweizer Hand haben sollen. Da die CS seit Februar mit Thomas Gottstein einen Schweizer Konzernchef hat, ist beim Präsidium nun die Bahn frei für einen Nicht-Schweizer.
Neuland für den Neuen
Die Schweiz wird Neuland sein für den designierten Neuen an der CS-Spitze. Er muss möglichst rasch hier «heimisch» werden, Kontakte knüpfen, innerhalb der Bank, zu Mitbewerbern, Aufsichtsbehörden und nach Bundesbern.
In welche Richtung Antonio Horta-Osorio die CS lenken wird, ist schwierig abzuschätzen. Wird der ehemalige Investmentbanker die Investmentbank zurechtstutzen? Wie will er das Geschäft mit den Reichen ausbauen? Und kann er teure Abschreibungen und Bussen stoppen? Diesbezüglich tappen die Finanzgemeinde und die Kundschaft noch im Dunkeln.