Auf den ersten Blick belässt die Schweizerische Nationalbank (SNB) vieles beim Alten: So wird beispielsweise der Negativzins nicht verschärft, Anleihenkäufe gibt es keine, milliardenschwere Liquiditätsspritzen ebenfalls nicht. Ganz im Gegensatz etwa zur europäischen oder amerikanischen Notenbank.
Und dennoch ist die SNB aktiv: Sie greift seit Ausbruch der Corona-Krise verstärkt im Devisenmarkt ein, um die Aufwertung des Frankens zu bremsen. Jüngst hat sie dafür mehrere Milliarden Franken pro Woche aufgeworfen: Das zeigen Indikatoren. Konkrete Zahlen legt die SNB nicht offen.
Die SNB setzt sich damit dem Risiko aus, als «Währungsmanipulatorin» gebrandmarkt zu werden, etwa von den USA. Doch SNB-Präsident Thomas Jordan betont, er wolle für die Schweiz keinen Vorteil erhaschen, sondern lediglich den Schaden begrenzen. Mögen das die USA auch so sehen.
SNB nimmt Banken in die Pflicht
Die SNB tut noch mehr: Sie unterstützt die hiesigen Geschäftsbanken. Sie entlastet diese bei den Negativzinsen. So werden rund 600 Millionen Franken pro Jahr freigesetzt. Geld, das die Banken nicht für Dividenden und Boni einsetzen sollen, sondern um Unternehmen in Existenznöten unter die Arme zu greifen.
Jordan betont: Die Banken hätten sehr wohl Spielraum. Sie hätten Reserven über die Mindestvorschriften hinaus. Die könnten sie jetzt einsetzen. Sie können Firmen mit Krediten und Liquidität versorgen, damit diese die Corona-Krise überbrücken können.
Das ist ein klarer Appell an die Banken: Helft der Wirtschaft! Allenfalls bräuchten die aber Rückendeckung vom Bund, in Form von Bürgschaften oder Kreditgarantien. So kann verhindert werden, dass bald Banken wanken.
Bund kann derzeit mehr bewirken als SNB
Das zeigt: Die SNB allein kann die Schweizer Wirtschaft nicht schützen. Eine Rezession ist unausweichlich. Bleibt die Frage, wie tief und wie lang diese dauern wird.
Ohnehin sind die Mittel der SNB begrenzt: Die besseren Instrumente, um in dieser ausserordentlichen Krise der Wirtschaft zu helfen, hat derzeit der Bund. Er finanziert Kurzarbeit. Und er kann mit Staatsgeldern Unternehmen und Selbständige unterstützen, indem er Bürgschaften leistet oder Sozialabgaben stundet. Die SNB hilft mit. Die Federführung indes soll beim Bund liegen.