Die Chemie- und Pharmabranche sind die Zugpferde des Schweizer Exports. Beide steuerten im letzten Quartal zu vier Fünfteln zum Exportwachstum bei, das zeigen die aktuellen Zahlen der eidgenössischen Zollverwaltung. Ein gewichtiger Abnehmer von pharmazeutischen Erzeugnissen sind dabei die Vereinigten Staaten. Knapp 30 Prozent des Exportwerts dieser Produkte gingen 2018 in die USA.
Für die Schweizer Pharmaunternehmen sind die USA ein lukrativer Markt. Die Medikamentenpreise sind nicht reguliert und es herrscht wenig Preistransparenz. Weder Ärzte, Patienten noch die Einkaufsorganisationen wissen, was tatsächlich auf dem Markt bezahlt wird.
Amerikaner zahlen am meisten
Zwar können die Grosseinkäufer für Krankenversicherungen Rabatte verhandeln, doch der grösste Teil von ihnen – darunter die staatlichen Krankenkassen – muss sich mit den Listenpreisen zufrieden geben. Dabei kosten viele der Medikamente in den USA teilweise doppelt so viel wie in der Schweiz.
«Die hohen Medikamentenpreise dürften ein Top-Thema des anstehenden Wahlkampfs sein», sagt SRF-Börsenkorrespondent Jens Korte in New York. Donald Trump positionierte sich schon im letzten Wahlkampf gegen die hohen Medikamentenpreise.
Im März letzten Jahres versprach er, dass die Preise in naher Zukunft «substanziell fallen» würden. Bald darauf legte seine Regierung einen Entwurf vor, um die Preise zu senken. Zuletzt schlug der US-Präsident Anfang Juli einen neuen Plan vor.
«Wir wollen nur den Preis bezahlen, der im Land mit den tiefsten Preisen gilt», verkündete Trump im US-Fernsehen. «Warum sollten andere Nationen, wie Kanada, viel weniger bezahlen als wir?» Dieses Referenzpreissystem könnte den Pharmafirmen die Margen wegfressen.
Novartis erhöht trotzdem Preise
Auch Schweizer Pharmafirmen wie Roche oder Novartis kämen unter starken Druck. Bei Novartis ist der amerikanische Markt beispielsweise für 35 Prozent des Umsatzes verantwortlich. Trotz des politischen Drucks erhöhte Novartis auf Anfang 2019 in den USA bei drei seiner vier weltweit meistverkauften Medikamenten die Preise.
Novartis beobachte das politische Klima in den USA im Moment sehr genau, sagt CEO Vas Narasimhan gegenüber SRF. «Es gibt bestimmte politische Entwicklungen, über die wir besorgt sind.» Diese könnten die Innovationsfähigkeit von Novartis beeinträchtigen oder die Medikamentenversorgung von Patienten schwächen.
Um politische Massnahmen abzuwenden, betreibe die Pharmaindustrie – darunter auch Schweizer Unternehmen – gewaltige Lobbyarbeit in Washington, sagt Jens Korte. «Bisher ist es ihnen gelungen, tiefere Medikamentenpreise abzublocken.»
Trump scheiterte bisher
Zuletzt wollte Trump etwa die Pharmaunternehmen dazu verpflichten, dass sie in ihren TV-Werbungen die Listenpreise nennen. Das entsprechende Dekret kippte ein US-Gericht letzte Woche. Einen anderen Plan, das Rabattsystem zu überarbeiten, verwarf Trump.
Dieser Vorschlag hätte zwar die Selbstkosten von Senioren für ihre Medikamente gesenkt, aber auch zu höheren Prämien geführt, so die Befürchtung. Angesichts seiner Wiederwahlkampagne verzichtete Trump darum auf diesen Plan.