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Wirtschaft «Brady Dougan und ich haben eine weisse Weste»

CS-Verwaltungsratspräsident Urs Rohner ist erleichtert über die Beilegung des Konflikts mit den US-Behörden. Auch wenn die Bank einen hohen Preis für die Einigung bezahlen muss. Seine Position stellt er nicht in Frage. Er habe eine weisse Weste, sagt Rohner.

SRF: Welches Gefühl überwiegt: Erleichterung, dass eine Lösung da ist oder Verärgerung wegen des Inhalts?

Urs Rohner: Die Erleichterung über eine Lösung steht im Vordergrund. Es war über die letzten Jahre eine unglaublich schwierige Angelegenheit, eine Einigung zu erzielen. Wir sind sehr froh, dass wir nun eine übergreifende Lösung mit allen beteiligten Agencies in Amerika gefunden haben.

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Sie sind nun Verwaltungsratspräsident einer Bank, die öffentlich eingestanden hat, Amerikanern beim Steuerhinterziehen geholfen zu haben. Trotzdem bleiben Sie und auch CEO Brady Dougan im Amt. Haben Sie beide denn immer noch eine weisse Weste?

Persönlich haben wir sicher eine weisse Weste. Eine ganz andere Frage ist die der Bank insgesamt über die vergangenen Jahrzehnte. Es ist so, dass Schweizer Banken unversteuerte Gelder angenommen haben, auch die Credit Suisse. Man hat Regeln gehabt, die hätten verhindern sollen, dass Gesetze anderer Länder verletzt werden. Wir müssen heute feststellen, dass dies nicht hundertprozentig gelungen ist. Darüber sind wir enttäuscht und wir bedauern das sehr.

Aber persönlich habe ich schon seit längerer Zeit darauf hingewiesen, dass der Übergang in den Automatischen Informationsaustausch und in eine Weissgeld-Strategie, wie sie auch der Bundesrat stipuliert, der einzige richtige Weg ist für die Schweiz. Wir sagen das nicht erst seit gestern sondern seit vielen Jahren.

Sie betonen, auch nichts gewusst zu haben. Trotzdem: Eine Busse von 2,5 Milliarden Franken und ein Schuldeingeständnis in den USA sind happig. Dafür muss also niemand in der Chefetage die Verantwortung übernehmen?

Die Verantwortung übernehmen wir, indem wir die Firma durch diese schwierige Phase geführt haben und sie nun in die Zukunft führen. Wir haben uns selbstverständlich immer wieder gefragt, was wir anders hätten machen können.

Kein Rücktritt Dougans

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Ein Rücktritt ist für Credit Suisse Chef Brady Dougan im Zusammenhang mit dem Konflikt zwischen der Bank und den US-Behörden nie zur Diskussion gestanden. Er sei der Credit Suisse gegenüber weiterhin voll verpflichtet und voll auf seine Arbeit fokussiert, sagte er zur Einigung.

Bei dem Verfahren sind verschiedene Rechtsordnungen aufeinander geprallt. Die Amerikaner verlangten von uns Kundendaten. In anderen Fällen konnte dem nachgekommen werden, im Falle der CS war das nicht möglich. Es ist klar, dass das dazu beigetragen hat, dass die Busse höher ausfiel als in früheren Fällen. Abgesehen davon, dass die Höhen der Bussen in den letzten Jahren generell massiv gestiegen sind, wie wir auch in anderen Fällen im Finanzsektor in den letzten Monaten gesehen haben.

Das Fazit ist also, die Chefs bleiben. Für die Mitarbeiter sieht die Situation anders aus, sie können weiterhin rechtlich belangt werden. Für sie ist heute kein guter Tag.

Das kann man so nicht sagen. Wir haben eine Einigung erzielt, welche die ganze Bank umfasst. Wenn sich einzelne Personen strafrechtlich verantwortlich gemacht hätten, dann könnten sie theoretisch rechtlich belangt werden. Das gilt aber für alle Mitarbeitenden, auch für die Leute im Management. Ich gehe aber nicht davon aus, dass über die bekannten Fälle hinaus hier mit weiteren zu rechnen ist.

Es dauerte mehr als drei Jahren, um eine Lösung mit den US-Behörden zu finden. Würden Sie rückblickend eine andere Strategie wählen, um rascher ans Ziel zu kommen?

Die CS-Chefetage

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Urs Rohner amtet seit 2011 als Verwaltungsratspräsident der Credit Suisse. Zuvor war der Wirtschaftsjurist drei Jahre als Vize-Präsident im Verwaltungsrat tätig. Bei der CS arbeitet er seit 2005. Brady Dougan wurde 2007 zum Konzernchef der Bank ernannt. Mitglied der Geschäftsleitung ist er seit 2003. Zur CS stiess er 1990.

Der Vorwurf, wir hätten absichtlich auf Zeit gespielt, wurde gelegentlich erhoben. Doch das ist völlig absurd. Kein Mensch würde versuchen ein Strafverfahren in die Länge zu ziehen, im Gegenteil. Wir haben von Anfang an versucht, die Angelegenheit so schnell wie möglich zu erledigen. Das wirkliche Problem war, dass die amerikanischen Behörden während mehr als zwei Jahren mit uns über die Erledigung des Falles gar nicht sprechen wollten.

Mit Blick auf die Schlussphase der Verhandlungen: Welches war der strittigste Punkt, über den Sie am härtesten feilschen mussten?

Über Einzelheiten der Verhandlungen kann ich nicht sprechen. Aber letztlich war jeder einzelne Punkt extrem hart. Es waren wohl die härtesten Verhandlungen, die unser Management je führen musste. Es gab relativ wenig Spielraum und bei gewissen Punkten gar keinen. Die Frage am Schluss war, wie die einzelnen Formulierungen aussehen und wie hoch die Busse ausfällt.

Zum Schluss: Ist es eine gute Einigung für die Credit Suisse?

Das Originaldokument

Es ist in dem Sinne eine sehr gute Einigung für die CS, dass wir nun nach vorne schauen können.

Das Interview führte Eveline Kobler.

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