Es ist löblich, dass die Axpo die Krise gemeistert hat, ohne den Notkredit des Bundes von vier Milliarden Franken zu beanspruchen. Allerdings war auch eine gehörige Portion Glück dabei. Nur wenige Tage nachdem sich die Axpo unter den staatlichen Rettungsschirm begeben musste, haben die Turbulenzen an den internationalen Energiemärkten nachgelassen. Damit hat sich auch die finanzielle Situation des Unternehmens augenblicklich entschärft.
Paradoxerweise haben ebendiese Turbulenzen der Axpo auch glänzende Geschäfte ermöglicht, sodass der grösste Schweizer Energiekonzern finanziell höchst erfolgreich unterwegs ist. Die Axpo verzichtet deshalb aus freien Stücken auf die staatlichen Garantien und steht damit wieder komplett auf eigenen Beinen.
Fehlerlos durch die Krise?
Alles gut gegangen also? Nicht wirklich. Es stellt sich bis heute die Frage, weshalb die flüssigen Mittel in der Kasse der Axpo zwischenzeitlich derart knapp wurden, dass der Bund finanziell beinahe einspringen musste. Die Axpo hat ihre missliche Lage stets mit der Einzigartigkeit der damaligen Situation begründet. Unbestritten ist, dass die Energiekrise für die Stromkonzerne ein ausserordentliches Ereignis darstellte. Diese Lesart hat sich der Konzern zudem von externen Gutachtern bestätigen lassen. Ihr Fazit: Es wurden – gemäss Axpo – keine Fehler begangen. Öffentlich einsehbar sind diese Berichte allerdings nicht.
Gleichwohl hat die Axpo im Nachgang zur Energiekrise ihr Kapitalmanagement angepasst: kurz- und langfristig. Es war offensichtlich, dass die bisherige Praxis mit den flüssigen Mitteln bei einem gröberen Sturm unzureichend war und dass – gelinde gesagt – Anpassungsbedarf besteht. Das zeigt sich auch daran, dass die Axpo jüngst alles darangesetzt hat, um die flüssigen Mittel in der Kasse aufzustocken.
Die Frage nach den Kantonen
Zwar hatten auch andere Energiekonzerne ihre Schwierigkeiten; der Konkurrentin Alpiq drohte sogar schon vor Beginn der eigentlichen Energiekrise das Geld auszugehen. Ihretwegen wurde überhaupt der staatliche Rettungsschirm für Stromfirmen aufgesetzt. Trotzdem hat es die Alpiq geschafft, die nachfolgende, noch viel turbulentere Phase ohne staatliche Hilfe zu meistern.
Letztlich ist der Fall Axpo glimpflich ausgegangen. Trotzdem dürfen Politik und Aufsichtsbehörden jetzt nicht einfach zur Tagungsordnung übergehen. Denn eine Frage ist im Zusammenhang mit dem staatlichen Notkredit auch weiterhin nur unbefriedigend geklärt: Wieso haben nicht die Eigentümer der Axpo, die Kantone, das nötige Geld aufbringen können? Und letztlich stellen sich im Kern die gleichen Fragen wie beim Untergang der CS: Wie gelingt es, dass systemrelevante Unternehmen – und im Energiebereich gehört die Axpo dazu – besser gewappnet sind, wenn ausserordentliche Turbulenzen auftauchen? Dass solche Erschütterungen wieder auftreten, ist lediglich eine Frage der Zeit.