Grosse Überraschung in Winterthur: Verwaltungsratspräsidentin Suzanne Thoma wird Konzernchefin beim Maschinenbauer Sulzer. Der jetzige Chef, Frédéric Lalanne, geht Knall auf Fall Ende Monat. Hintergrund des Wechsels an der Spitze ist Russlands Krieg in der Ukraine. Aber nicht nur, wie Suzanne Thoma betont.
SRF News: Der bisherige Chef, Frédéric Lalanne, ist erst seit Februar im Amt. Warum reissen Sie die Zügel nun bereits an sich?
Suzanne Thoma: Frédéric Lalanne hat in den letzten Monaten einen guten operativen Job gemacht. Es waren auch schwierige Zeiten. Er wurde Anfang Dezember letzten Jahres zum CEO ernannt, unter doch noch etwas anderen Voraussetzungen.
Es ergibt sich die Notwendigkeit einer sehr engen Zusammenarbeit zwischen Verwaltungsrat und exekutiver Führung.
Damals hat sich die Notwendigkeit einer strategischen Neupositionierung nicht in der Schärfe wie jetzt abgezeichnet. Darum ergibt sich auch der Bedarf nach einem etwas anderen Profil. Aber vor allem, und das ist wichtiger, die Notwendigkeit einer sehr engen Zusammenarbeit zwischen Verwaltungsrat und exekutiver Führung.
Verwaltungsratspräsidentin und Konzernchefin in Personalunion. Das ist ungewöhnlich. Ist das nicht etwas gar viel Macht für Sie? Auch mit Blick auf die Corporate Governance, also Stichwort unterschiedliche Rollen von Verwaltungsrat und Geschäftsleitung.
Tatsächlich ist es eher so, dass man diese beiden Funktionen trennt. Es ist nicht verboten, dass man sie in einer Person zusammenfasst. Einige Firmen haben das gemacht. In der Regel ist es keine permanente Lösung. Wir sagen uns, wir haben im Moment etwas ungewöhnliche Zeiten. Da braucht es manchmal auch etwas besondere Massnahmen. Und die hat man jetzt bei Sulzer ergriffen.
Wegen des Ukraine-Kriegs und der Sanktionen gegen Russland gibt es grobe Probleme. Wo sehen Sie auf dieser Baustelle derzeit den grössten Handlungsbedarf?
Der grösste Handlungsbedarf hat nur indirekt etwas mit der Ukraine zu tun. Der grösste Handlungsbedarf ist in den globalen Trends zu sehen. In den Megatrends und den Märkten, die sich dadurch verschieben und verändern. Das bedeutet einerseits gewisse Herausforderungen für die Sulzer. Langfristig beispielsweise, was mit dem Öl- und Gasmarkt passiert.
Was führungsmässig bei Sulzer passiert ist, muss man im Kontext dieser positiven Entwicklungen sehen, die aber Handlungsbedarf auslösen.
Auf der anderen Seite ist es sehr positiv: Alles rund um Technologien, die uns und auch der Industrie helfen, nachhaltiger zu leben und zu wirtschaften. Das, was organisatorisch oder führungsmässig bei Sulzer passiert ist, muss man im Kontext dieser positiven Entwicklungen sehen, die aber Handlungsbedarf auslösen.
Das Gespräch führte Jan Baumann.