Das Wichtigste in Kürze
- Eine Rekordzahl an rund 37'000 Flügen am Tag bringt den europäischen Luftraum und die Flughäfen an den Anschlag. Passiert Unvorhergesehenes, kommt es prompt zu grossen Verspätungen und Flug-Annullationen.
- Seit dem Juni liegen die durchschnittlichen Verspätungen massiv über dem Jahresdurchschnitt.
- Beim Bundesamt für Zivilluftfahrt (Bazl) verzeichnet man auch eine Rekordzahl an Beschwerden wegen verspäteter oder annullierter Flüge.
- Das Bazl fordert, die Luftverkehrsbehörden der einzelnen Länder müssten besser zusammenarbeiten, um die Probleme zu lösen und einen flüssigeren Luftverkehr zu erreichen.
Wenn es ums Thema Luftverkehr geht, dann purzeln die Rekorde zurzeit. Immer mehr Leute sind mit dem Flugzeug unterwegs, immer mehr Flieger in der Luft. Kürzlich wurde ein Allzeit-Spitzenwert von rund 37'000 Flügen pro Tag im europäischen Luftraum verzeichnet.
«Die Kapazitätsgrenzen sind erreicht»
Das bringt das System an den Anschlag: «Beim Flugnetz und den Flughäfen sind die Kapazitätsgrenzen erreicht», sagt Urs Holderegger, Mediensprecher beim Bundesamt für Zivilluftfahrt (Bazl) gegenüber dem SRF-Konsumentenmagazin «Espresso».
Kommen dann noch Schwierigkeiten hinzu wie die Fluglotsen-Streiks in Frankreich, eine Krise bei einzelnen Airlines oder ein Mangel an Fluglotsen und Flugsicherheitsexperten, dann sind grosse Verspätungen und Annullationen die logische Folge.
Neuste Zahlen der europäischen Flugsicherung Eurocontrol zeigen: Seit dem Juni sind die Verspätungen europaweit überdurchschnittlich gross, pro Flug um ein Vierfaches gegenüber dem Durchschnitt der letzten Jahre. Flug-Annullationen werden nicht statistisch erfasst, aber man kann davon ausgehen, dass angesichts der aktuellen Situation auch deren Zahl gestiegen ist.
Swiss: 100 Annullationen in vier Wochen
Die Airline Swiss meldet auf Anfrage von «Espresso» die aussergewöhnlich hohe Zahl von 100 gestrichenen Flügen alleine in den vergangenen vier Wochen. Grund: In erster Linie die schwierige Situation im europäischen Luftraum zurzeit, sagt Mediensprecherin Karin Müller: «Die vergangenen Wochen waren hinsichtlich der Pünktlichkeit tatsächlich sehr herausfordernd und stärker spürbar als in früheren Jahren.»
Luftverkehrskontrolle europaweit vernetzen
Und Experten rechnen damit, dass die Probleme nicht kleiner werden in den kommenden Monaten und Jahren. Ein möglicher Ansatz zur Verbesserung der Situation wäre für Bazl-Sprecher Holderegger eine bessere Vernetzung der Luftverkehrskontrolle: «Da gibt manche Staaten, die in Eigenregie arbeiten statt sich mit andern zu vernetzen.» Damit liesse sich der Luftverkehr speditiver abwickeln.
Zuerst die Airline kontaktieren
Bei massiven Verspätungen und Flug-Annullationen könnte es sich für Flugpassagiere lohnen, sich um eine Entschädigung zu bemühen – immer zuerst direkt bei der Airline. Bis diese antwortet, kann es angesichts der vielen Probleme zurzeit allerdings dauern.
Geht die Airline nicht auf die Forderung ein, kann man eines der Internetportale kontaktieren, die sich um die Durchsetzung der Fluggastrechte bemühen. Und man kann beim Bazl eine Beschwerde deponieren. Deren Zahl sei mit rund 3000 im ersten Halbjahr 2018 ebenfalls auf einer Rekordhöhe, sagt Holderegger.
Das Bazl kann dann ein Verfahren einleiten und die Airline gegebenenfalls büssen.
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