Das Wichtigste in Kürze
- Der Nationalrat entscheidet heute im Rahmen des neuen CO2-Gesetzes über eine CO2-Abgabe auf Flugtickets.
- Umfragen zeigen zumindest theoretisch eine breite Akzeptanz für eine derartige Lenkungsabgabe.
- Doch Erfahrungen mit freiwilligen CO2-Kompensationen zeigen eine weit geringere Bereitschaft, Zusatzkosten zu tragen.
Die Schweiz ist ein Land der Vielflieger. Jeder Schweizer fliegt im Jahr fast 9000 Kilometer. Doch das daraus resultierende CO2 belastet die Umwelt. Betrachtet man den Klimaeffekt nach Verursachern, so macht die Luftfahrt in der Schweiz laut WWF 18 Prozent aus. Weltweit sind es noch 5 Prozent.
Über eine Kompensationsmöglichkeit entscheidet am Montag der Nationalrat im Zuge der Revision des CO2-Gesetzes. Die Abgabe auf Flugtickets soll nach dem Willen einiger Parlamentarier um CVP-Nationalrat Stefan Müller-Altermatt je nach Länge der Strecke zwischen 12 und 50 Franken betragen.
Akzeptanz für CO2-Abgabe – theoretisch
Die Flugbranche profitiert heute von einer international gültigen Steuerbefreiung auf Treibstoff. Das finden 60 Prozent der Schweizer Bevölkerung nicht mehr zeitgemäss. Sie stehen einer Klimaabgabe auf Flugtickets offen gegenüber. Das zeigte eine kürzlich veröffentlichte Studie von gfs-Zürich im Auftrag der Energie Stiftung. Doch wären Herr und Frau Schweizer auch in der Praxis bereit, diese Mehrkosten tatsächlich auf sich zu nehmen? Zumindest in der Theorie ja.
Bis zu 50 Franken würden die Leute im Schnitt mehr bezahlen. In einer ähnlichen Studie des Forschungsinstituts Infras im Auftrag des Bundesamtes für Umwelt gaben gar über 60 Prozent an, sie würden als verkehrspolitische Massnahme eine Klimagebühr auf Flugtickets einführen.
Doch in der Praxis sieht es etwas anders aus. Mit Tools wie dem der Umweltstiftung Myclimate können die Leute beim Fliegen freiwillig eine Umweltabgabe bezahlen. Doch das macht laut der Stiftung gerade mal rund ein Prozent der Flugreisenden.
Für Stiftungs-Sprecher Kai Landwehr ist klar: Die Möglichkeit der freiwilligen Abgabe ist noch zu wenig in den Köpfen der Menschen. Es brauche schon eine riesige Motivation und einen zusätzlichen Aufwand. Eine direkte Abgabe wäre seiner Ansicht nach hilfreich.
Die Schweiz als Insel
Eine solche Klima-Abgabe kennen unsere umliegenden Nachbarländer bereits seit längerem. Auch wenn es da um eine Luftverkehrssteuer geht. Damit entsprechen die Abgaben, die aus den Flugreisen entstehen einer klassischen Steuer und fliessen meist direkt in den allgemeinen Staatshaushalt. Eine Lenkungsabgabe wie dies CVP-Nationalrat Stefan Müller-Altermatt vorschlägt, kennen diese Länder nicht.
Ein Vorschlag im Nationalrat ist, dass ein Drittel des Ertrags der Abgabe für Massnahmen zur langfristigen Anpassung an den Klimawandel verwendet werden.
Eine Klima-Abgabe auf Flugtickets findet SVP-Nationalrat Thomas Hurter nicht gut. Als Präsident des Branchenverbandes Aeorosuisse und Swiss-Pilot vertritt Hurter die Interessen der Luftfahrt. Es brauche eine internationale Lösung: «Das Klima macht vor den Landesgrenzen nicht halt».