Die Schweiz will ihre CO2-Emissionen bis 2030 um die Hälfte reduzieren. Ein Teil der Reduktion soll im Ausland erbracht werden. Heute unterzeichnete Umweltministerin Simonetta Sommaruga im Rahmen der Klimakonferenz in Glasgow zwei neue Abkommen.
Eines betrifft den südpazifischen Inselstaat Vanuatu, das andere den Inselstaat Dominica in der Karibik. Die Schweiz nimmt bei diesen Abkommen eine Vorreiterrolle ein. Im Oktober 2020 schloss Bern den weltweit ersten solchen Staatsvertrag mit Peru, einen Monat später den zweiten mit Ghana. Im laufenden Jahr folgten Senegal und Georgien.
Greenpeace sehr kritisch
Greenpeace hält nichts von diesen sogenannten «Auslandkompensationen». Nach den Worten von Chefin Jennifer Morgan sollte die Schweiz als reiches Land ihre Klimaprobleme daheim lösen: «Sie muss ohnehin auch im Inland raschmöglichst die Emissionen reduzieren, wenn es ihr mit der Klimaneutralität ernst ist.»
Die Schweiz als reiches Land sollte ihre Klimaprobleme daheim lösen.
Umweltministerin Simonetta Sommaruga widerspricht nur halb: «Selbstverständlich sollen wir alles, was wir können, in unserem Land tun. Das ist auch in unserem Interesse.» Sie nennt dabei Investitionen in erneuerbare Energien und neue Technologien. Wenn aber die Schweiz zusätzlich CO2 in anderen Staaten reduzieren könne – mit Investitionen, die sonst nicht gemacht würden – diene das letztlich auch dem Klima.
Wenn wir zusätzlich CO2 in anderen Staaten reduzieren können – mit Investitionen, die sonst nicht gemacht werden – dient das letztlich auch dem Klima.
Die Wahl falle auf Länder, wo ein Interesse bestehe, solche Abkommen abzuschliessen, erklärt Sommaruga. Es seien Abkommen mit hohen Standards auch in Bezug auf die Menschenrechte. Gleichzeitig schaue man, ob konkrete Projekte vorhanden seien oder ob es im Rahmen der Entwicklungszusammenarbeit bereits Kooperationsmöglichkeiten gebe.
WWF: Kompensation geht nur mit strengen Regeln
Der WWF International ist nicht ganz so hart in seinem Urteil wie Greenpeace. Die Leiterin Klima und Energie, Vanessa Perez-Cirera, betont aber: «Solche Kompensationsprogramme können tatsächlich zu mehr Klimaschutz führen, aber nur, wenn sie strengen Regeln folgen.» So müsse das nationale Klimaziel des Käuferlandes mit den Pariser Klimazielen im Einklang stehen, bevor ein Land solche Abkommen abschliesse.
Das nationale Klimaziel des Käuferlandes muss mit den Pariser Klimazielen im Einklang stehen, bevor ein Land solche Abkommen abschliesst.
Soweit ist die Schweiz derzeit nicht. Der WWF scheint aber ein Auge zuzudrücken und bringt einen privaten Partner ins Spiel: Der Grossverteiler Coop hat heute angekündigt, er wolle nach den Regeln des bilateralen Abkommens der Schweiz mit Peru den Treibhausgas-Ausstoss beim Kaffeeanbau reduzieren.
Noch stehen erst die Regeln. Die Projekte müssen nun konkretisiert werden. Bis sich die Schweiz als Land oder Private wie Coop Treibhausgasreduktionen in den fünf Ländern mit Abkommen an die eigene Bilanz anrechnen können, dauert es wohl noch ein paar Jahre.